Auszug - Antrag der SPD-Kreistagsfraktion vom 22.03.2005 (Eingang 22.03.2005); Mitgliedschaft des Landkreises Lüneburg in der neuen Trägerstruktur sowie Beteiligung an der ideellen und finanziellen zukunftsfähigen Weiterentwicklung des Ostpreußenmuseums
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Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Diskussionsverlauf:
LR Fietz berichtet, dass in einem
Gespräch zwischen Fraktionsvorsitzenden und Verwaltung am 15.04.2005 ein
Resolutionstext erarbeitet worden sei, der allen Sitzungsteilnehmern vorliege.
Ein wesentlicher Aspekt darin sei ein Appell an die Verantwortlichen, dass das
Ostpreußische Landesmuseum die finanziellen Ressourcen bekomme, um auch künftig
in dieser Region arbeiten zu können. Weiterhin soll an Bund und Land appelliert
werden, dass der Standort um eine baltische Abteilung erweitert werde, wozu das
angrenzende Bundesbankgebäude erworben werden müsse. Außerdem soll signalisiert
werden, dass der Landkreis bereit sei, sich an Diskussionen hinsichtlich der
Veränderung der Trägerstrukturen zu beteiligen.
KTA Nahrstedt führt
aus, dass das Ostpreußische Landesmuseum eine etablierte Einrichtung sei, die
fachlich anerkannte Ausstellungen und Veranstaltungen für Kultur, Natur und
Kunstgeschichte Ostpreußens anbiete. Es zeige aber auch die Themen Flucht,
Verschleppung, Vertreibung und den Untergang Ostpreußens. Deshalb biete das
Museum denen, die dieses bittere Schicksal selbst erlebt haben, einen Ort der
Erinnerung an die verlorene Heimat. Es biete besonders der jüngeren Generation
einen Ort, an dem die Tragik des Krieges und damit die Flucht und Vertreibung
als historische Ereignisse begriffen werden können. Für ein breites Publikum
sei dieses Museum ein Ort des Lernens, des Erlebens und vor allem des
Verstehens. Das Ostpreußische Landesmuseum sei auch ein Ort der Mahnung, dass
so etwas nie wieder geschehen dürfe. Träger des Museums sei die Ostpreußische
Kulturstiftung mit Sitz in Bayern. Das Museum werde nach § 96 des
Bundesvertriebenengesetzes vom Bund mit 70 % gefördert, das Land gebe
knapp 30 % der anfallenden Kosten dazu.
Mit der Resolution soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass
wir alle in der Region Lüneburg hinter dem Ostpreußischen Landesmuseum stehen
und es als nationale Aufgabe durch Bund und Land langfristig gesichert wissen
möchten. Mit der gemeinsamen Resolution soll aber auch erreicht werden, dass
Bund und Land die einmalige Chance wahrnehmen und das unmittelbar neben dem
Museum liegende Bundesbankgebäude aufkaufen. Durch diesen Kauf könne das
Ostpreußische Landesmuseum sich räumlich ausweiten und um die baltische
Abteilung erweitert werden. Denn auch dieses kulturelle Erbe gelte es für die
kommenden Generationen zu sichern. Ferner soll mit der Resolution deutlich gemacht
werden, dass der Landkreis Lüneburg bereit sei, sich an der Diskussion um eine
veränderte Trägerstruktur des Ostpreußischen Landesmuseums zu beteiligen und
ggf. falls dies gewünscht werde, sogar Mitglied der neuen Trägerstruktur werden.
KTA Dr. Scharf
erläutert, dass es bei dem vorliegenden Antrag nicht nur um die Trägerstruktur
gehe, sondern auch um die gesamte Einordnung des Themas um die gegenwärtige
geschichtliche und gesellschaftliche Wirklichkeit. Es habe noch keine Zeit
gegeben, wo die Vorgänge vor und gerade nach dem 2. Weltkrieg in allen Medien
so aufgearbeitet worden seien wie gegenwärtig. Es habe auch kaum eine
Generation an jüngeren Menschen gegeben, die so intensiv an dieser Thematik
interessiert seien. Dies treffe nicht nur auf deutsche Jugendliche, sondern
auch auf Polen, Tschechen und Russen zu. Die ganze Geschichte von 1945 bis weit
in die 90er Jahre hinein sei in den damaligen Ostblockstaaten ausgeblendet
gewesen. Hier beginne ein Aufarbeitungsprozess. Wenn von einer Versöhnung
gesprochen werde, sei dies nur möglich, wenn die Vorgänge während und nach dem
2. Weltkrieg historisch einwandfrei und deutlich aufgearbeitet werden. Nur
mit dem Wissen dieser Vorgänge sei Versöhnung möglich. Das Ostpreußische
Landesmuseum in Lüneburg und auch die beiden großen Museen in Greifswald und in
Görlitz haben dazu beigetragen, dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Wenn es um die Neustrukturierung des Stiftungsrates gehe,
stehen dahinter nicht nur die konzeptionellen Fragen, sondern auch politische
Fragen. Die beiden anderen großen Landesmuseen der Schlesier und der Pommern
seien reine Stiftungen des Bundes. Beim Ostpreußischen Landesmuseum sei dies
anders. Dies habe als Ostpreußisches Jagdmuseum begonnen, hinzu seien die
Ostpreußische Kulturstiftung und die Ostpreußische Landsmannschaft gekommen. Im
Stiftungsrat seien neben verschiedenen Vertretern dieser ostpreußischen
Stiftungen natürlich auch Bund und Land vertreten. Der entscheidende Punkt sei,
dass der Bund die Mehrheitsverhältnisse in dem Stiftungsrat verändern möchte.
Der Bund sei zwar der größte, jedoch nicht der einzige Geldgeber. Es könne
nicht sein, dass nach dem Konzept der Bundesregierung die Ostpreußen als
eigentliche Beteiligte und Gründer dieses Landesmuseums lediglich eine
Beiratsfunktion bekommen sollen. Es müsse mit den bisherigen Mitgliedern des
Stiftungsrates verhandelt werden, um evtl. eine andere Konzeption zu erreichen
und dies sollte einvernehmlich passieren.
KTA Heinrichs
unterstützt eine Beteiligung des Landkreises Lüneburg an der Diskussion über
eine veränderte Trägerstruktur. Er warnt jedoch davor, hier eine Mitgliedschaft
zu erwerben. Es müsse bedacht werden, dass irgendwann auch Forderungen
finanzieller oder materieller Art kommen können.
KTA Schumann-Schilling ist
erfreut über die Zustimmung zu der vorliegenden Resolution. Ziel sei es, dass
der Landkreis zwar mitarbeite, Bund und Land jedoch nicht aus seiner
Verantwortung entlassen werden. Selbstverständlich bestehe für den Landkreis
ein Interesse, das Ostpreußische Landesmuseum als kulturellen Mittelpunkt der
Museumslandschaft in Lüneburg zu erhalten, zumal die Museumspädagogik dort
außerordentlich gut sei. Es werde sehr viel getan, insbesondere im Hinblick
darauf, die Jugendlichen an das Thema heranzuführen.
KTA Köne räumt ein, dass die Arbeit
des Ostpreußischen Landesmuseums in der Anfangszeit kritisch beobachtet worden
sei. Es habe jedoch schnell festgestellt werden können, dass dort sehr
fortschrittliche und gute Arbeit geleistet werde und das Museum zu einer
Bereicherung der Museumslandschaft in Lüneburg geworden sei. Jetzt müsse dafür
gesorgt werden, dass diese Arbeit mit den finanziellen Mitteln des Bundes und
des Landes fortgesetzt werde. Die Grüne-Fraktion unterstütze auch die
Bestrebungen, in den Entscheidungsgremien des Ostpreußischen Landesmuseums
etwas zu verändern.
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Beschluss:
Es wird folgende Resolution geschlossen:
Der Landkreis Lüneburg erwartet, dass das Ostpreußische
Landesmuseum in Lüneburg auch künftig seine vielfältigen Aufgaben in der Region
finanziell abgesichert leisten kann. Der Landkreis Lüneburg begrüßt deshalb die
Ankündigung von Bund und dem Land Niedersachsen, ihren finanziellen Anteil auch
in Zukunft dem Trägerverein des Ostpreußischen Landesmuseums zur Verfügung zu
stellen.
Der Landkreis Lüneburg begrüßt die Bestrebungen von Bund und
Land, das Ostpreußische Landesmuseum durch den Ankauf des Bundesbankgebäudes um
eine baltische Abteilung zu erweitern.
Der Landkreis Lüneburg ist bereit, sich an einer Diskussion um
eine veränderte Konzeption der Trägerstruktur des Ostpreußischen Landesmuseums
zu beteiligen.
Abstimmungsergebnis: einstimmig