Auszug - Antrag der SPD-Kreistagsfraktion vom 22.03.2005 (Eingang 22.03.2005); Fusion der Volkshochschulen
|
Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Diskussionsverlauf:
KTA Nahrstedt
erläutert, dass aus Gründen wirtschaftlicher Aufgabenerfüllung und
bildungspolitischer Synergien die Landkreisverwaltung beauftragt werden soll,
in Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Stadt Lüneburg die Fusion der
Volkshochschulen von Stadt und Landkreis Lüneburg zum 31.12.2005 vorzubereiten.
Das umfangreiche Bildungsangebot sollte aus den gewachsenen Strukturen und
Identitäten der beiden bisherigen Volkshochschulen in einer gemeinsamen
Organisation und Trägerstruktur gebündelt werden. Es gehe darum, Stärken
auszubauen und Schwächen zu überwinden. Darüber hinaus sollen Gespräche mit den
Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg geführt werden, ob auch diese
Volkshochschulen mit den unseren zusammengeführt werden können.
Hinsichtlich der Finanzhilfen ist KTA Nahrstedt der Ansicht,
dass maximal 70 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner zugrunde gelegt
werden sollten. In der Region Lüneburg bestehe ein so großer
Bevölkerungszuwachs, dass durch die Festlegung einer zu hohen Zahl an
Unterrichtsstunden die Finanzierung unsicher werde.
Der im Januar 2001 abgeschlossene Kooperationsvertrag zwischen
den Volkshochschulen habe nicht dazu geführt, die im Erwachsenenbildungsgesetz
verankerten Schwerpunkte des zweiten Bildungsweges, Alphabetisierung, Deutsch
als Fremdsprache und damit auch die Integration für Zuwanderer im Landkreis
Lüneburg, in die Angebotsstruktur zu verankern. Im neuen Niedersächsischen
Erwachsenenbildungsgesetz erhielten die politische wert- und normorientierte
Bildung sowie Maßnahmen des zweiten Bildungsweges und der Integration von
Zuwanderern eine besondere Gewichtung. Besonders die Integration von
bildungsfernen Menschen, die auf dem ersten Bildungsweg versagt hatten, sei
eine zentrale Aufgabe der Volkshochschulen. Es sei jedoch festzustellen, dass
die Kreisvolkshochschule keine Angebote für Schulabschlüsse, Alphabetisierung
und Deutsch als Fremdsprache anbietet, obwohl auch im Landkreis Menschen
wohnen, die dies brauchten. 50 % der Kursteilnehmer der Volkshochschule in der
Stadt Lüneburg für Schulabschlüsse, Alphabetisierung und Deutsch als
Fremdsprache kommen aus dem Landkreis. Die beiden Volkshochschulen, die
zusammen ein sehr gutes Angebot haben, sollen ihre Angebote zusammenlegen. Dies
bringe Synergien und sichere beide Volkshochschulen langfristig.
Die Volkshochschule der Stadt biete 33.462 Unterrichtsstunden
an, die Kreisvolkshochschule 9.053. Der Landkreis habe über 100.000 Einwohner,
die Stadt habe 70.000 Einwohner. Es könne nicht sein, dass der Landkreis ein
Bildungsangebot in so geringer Anzahl vorhalte. Die Arbeit soll gebündelt und
Doppelangebote sollen herausgenommen werden. Weiterhin gelte es zu prüfen, ob
es bei einem Zusammenschluss höhere Fördermittel gebe. Zentraler Punkt des
Landkreises sei die Stadt Lüneburg, worauf auch alle Buslinien ausgerichtet
seien. Dort müssen die Angebote gebündelt werden.
KTA Petersen
unterstützt den vorliegenden Antrag. Der Landkreis sei bereits in einem der
letzten Prüfberichte aufgefordert worden die Fusion beider Volkshochschulen zu
prüfen, um eine mögliche Einsparung von Kosten zu ermitteln. Im Beirat der
Kreisvolkshochschule sei dieses Thema bereits diskutiert worden, jedoch ohne
Ergebnis. Der Leiter der Kreisvolkshochschule habe dort geäußert, dass die
Qualität der KVHS unter einer Fusion leiden werde und im Ergebnis nicht Kosten
eingespart, sondern Mehrkosten entstehen werden. Es sei bisher nicht einmal
gelungen, einen gemeinsamen Prospekt zu erstellen. Es bestehe dringender
Gesprächsbedarf zwischen Stadt und Landkreis Lüneburg. An diesem Gespräch
sollte nicht nur der Leiter der KVHS teilnehmen, da dieser sich gegen eine
Fusion ausspreche. Das Ergebnis dieses Gespräches solle sowohl im Ausschuss für
Finanzen als auch im Beirat der Kreisvolkshochschule weiter behandelt werden.
Ein Zusammenschluss mit den Volkshochschulen der Landkreise Lüchow-Dannenberg
und Uelzen sollte losgelöst davon diskutiert werden, vorrangig sei erst einmal
die Fusion der Volkshochschulen von Stadt und Landkreis Lüneburg.
LR Fietz macht deutlich, dass
dieses Thema bereits an verschiedenen Stellen diskutiert worden sei. Auch mit
Vertretern der Stadt Lüneburg haben bereits Gespräche stattgefunden. Es bestehe
eine Vereinbarung mit der Stadt, dass der Bereich ‚Nachholen von
Schulabschlüssen’ sowie ‚Deutsch als Fremdsprache’ ausschließlich von der
Volkshochschule der Stadt angeboten werde. Würde dieses Angebot auf beide Institutionen
verteilt, sei auf beiden Seiten nicht die notwendige Anzahl der Zuhörerschaft
gewährleistet. Die Kurse könnten aufgrund mangelnder Teilnehmer nicht
stattfinden.
In der Kreisvolkshochschule seien 3 hauptamtliche Kräfte
beschäftigt, in der Volkshochschule der Stadt etwa 10 Kräfte. Dies mache
deutlich, dass bei der Kreisvolkshochschule die ehrenamtliche Arbeit im
Vordergrund stehe. Es sei unmöglich, diese äußerst engagierte ehrenamtliche
Tätigkeit auf eine fusionierte Volkshochschule zu übertragen. Es sei zu
befürchten, dass sich die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zurückziehen, da diese erkennen, dass mehr Professionalität dem
Sinn der Erwachsenenbildung nicht gerecht werde. Allein durch die Tatsache,
dass hier Profis dieses Geschäft übernehmen. Weiterhin beschränke sich
Erwachsenenbildung nicht nur auf Berufsfortbildung oder auf Deutsch für
Ausländer, sondern es gehe um die Bildung an sich und um den Austausch
untereinander.
Dieses Thema sollte zunächst im Beirat der Kreisvolkshochschule
diskutiert werden mit dem Ziel, die Bereitschaft der ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herauszufinden, auch unter der fusionierten
Regie weiterzuarbeiten. Ein weiterer Punkt sei, dass anders als die
Volkshochschule der Stadt die Kreisvolkshochschule alles getan habe, um sich
zertifizieren zu lassen. Bei einer Fusion werde die Arbeit, die hierfür
aufgewendet werden musste, hinfällig sein.
KTA Staudte spricht
sich für eine Fusion beider Volkshochschulen aus. Nicht nur der finanzielle
Aspekt, sondern auch eine gesteigerte Qualität des Angebotes spreche für eine
Fusion. Für die Menschen im Landkreis sei Lüneburg ein zentraler Punkt, so dass
auch für alle ein zentrales Bildungsangebot vorgehalten werden sollte. Eine
Zusammenlegung mit den Volkshochschulen der Landkreise Lüchow-Dannenberg und
Uelzen sehe sie jedoch kritisch, da die Fahrstrecken für die Teilnehmer zu lang
würden.
Hinsichtlich der von LR Fietz angesprochenen ehrenamtlich
Tätigen ist KTA Staudte der Ansicht, dass eine Fusion keinerlei Einfluss auf
die Motivation der Mitarbeiter habe. Die Strukturen in der Fläche sollen
erhalten bleiben. Wenn eine professionelle Begleitung des Ehrenamtes
sichergestellt werde, bleibe das ehrenamtliche Engagement erhalten. Eine
Zertifizierung der Kreisvolkshochschule sei für den Bürger unerheblich und kein
Argument gegen eine Fusion. Über die Zusammenlegung der Volkshochschulen müsse
dringend diskutiert werden, allerdings nicht wie bereits mehrfach geschehen im
Beirat der KVHS. Im Beirat existieren Vorurteile und es müsse erst
Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Nach Auffassung von KTA Dr. Scharf müssen die Aspekte
für und gegen eine Fusion vorbehaltlos untersucht werden. Außerdem sei es
wichtig, dass der Kreistag ein klares politisches Signal setze.
KTA Petersen hält es
nicht für sinnvoll, diese Angelegenheit zunächst im Beirat der KVHS zu
diskutieren. Der Beirat habe sich in der Vergangenheit bereits mit dem Thema
befasst und um die Sache voranzubringen, sollten zunächst Gespräche zwischen
Stadt und Landkreis stattfinden. Erst wenn auf diesem Weg die Fakten auch bezüglich
der finanziellen Aspekte geklärt worden seien, könne eine Diskussion sowohl im
Ausschuss für Finanzen als auch im Beirat der KVHS stattfinden. Hinsichtlich
der für die KVHS ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter sei nicht ersichtlich, dass
diese Arbeit unter einer Fusion leiden könne.
KTA Dörbaum ist der
Auffassung, dass eine Entscheidung nicht den Volkshochschulen überlassen werden
könne. Es könne nur gelingen, wenn eine politische Vorgabe getroffen werde.
Diese Vorgabe müsse in die Richtung gehen, dass eine Fusion der
Volkshochschulen überprüft werden soll. Es gehe darum, die Qualität beider
Volkshochschulen zusammenzuführen. Im Rahmen eines Konsolidierungsantrages der
CDU-Fraktion sei dies auch im Stadtrat so eingebracht worden.
KTA Kaidas kritisiert,
dass die Stadt auf Kosten des Kreises versuche, auf diesem Weg ihren Haushalt
zu konsolidieren. Gleichwohl soll eine Zusammenarbeit angestrebt werden, um
Synergieeffekte zu erzielen. Es sollte nicht nur im Bereich der Volkshochschulen
ein Zusammenschluss gesucht werden, sondern auch für die Sozialämter und andere
Bereiche. Die CDU-Fraktion werde in ihrer nächsten Fraktionssitzung erörtern,
ob der Finanzvertrag mit der Stadt Lüneburg zu kündigen sei und gegebenenfalls
einen entsprechenden Antrag stellen. Oder es müsse eine Möglichkeit gefunden
werden, das Sozialamt der Stadt aufgrund der Arbeitsverlagerung durch die ARGE
beim Landkreis unterzubringen.
Die Fusion der Volkshochschulen sollte wie bereits von KTA
Petersen vorgetragen objektiv im Ausschuss für Finanzen und im Beirat der KVHS
besprochen werden.
- 56 -
Beschluss:
Es sollen Gespräche zwischen Stadt und
Landkreis Lüneburg stattfinden, um eine Fusion der Volkshochschulen von Stadt
und Landkreis Lüneburg zu prüfen. Anschließend wird die Angelegenheit dem
Ausschuss für Finanzen, Rechnungsprüfung, Personal und Verwaltungsreform und
danach dem Beirat der Kreisvolkshochschule vorgelegt.
Abstimmungsergebnis: einstimmig