Auszug - Vortrag Prof Dr. Jacob, Helmholtz-Zentrum Geesthacht: Klimaauswirkungen im Landkreis
|
Wortprotokoll Beschluss |
Der Ausschussvorsitzende (AV) KTA Stoll schlägt vor, dass die Sitzung für Einwohnerfragen unterbrochen wird, um Fragen der anwesenden Gäste zum Vortrag zuzulassen.
Das Vorgehen wird einstimmig angenommen.
Auf Nachfrage von Gast Frau Theisen zu den Differenzen zwischen regionalen und globalen Klimaschutzmaßnahmen (Bsp. 1,5°C-Ziel in Deutschland und Tropenwälder), bekräftigt Prof Dr. Jacob, dass Tropenwälder einen großen Einfluss auf das Weltklima besitzen und erklärt, dass in den Berechnungen zu den Klimaauswirkungen im LK Lüneburg solche globalen Ereignisse miteinberechnet sind. Auf Basis von globalen Modellen werde wie durch eine Lupe der Fokus auf regionale Auswirkungen gelegt. Zudem betont Prof Dr. Jacob, dass dem 1,5°C Ziel global zugestimmt wurde und somit globales Handeln erfordert, sodass auch Deutschland seinen Beitrag leisten muss.
KTA Gros fragt, inwiefern Veränderungen des Golfstroms und Jetstreams in die Prognosen miteinbezogen wurden.
Prof Dr. Jacob erklärt, dass für die Modelle ein Gitter um die gesamte Erde gelegt wird, an dessen Schnittstellen alle klimatischen Parameter berechnet werden können. Ausgehend von der atmosphärischen Konzentration an CO2 könnten dann verschiedene Szenarien angenommen werden. Somit seien Veränderungen wie die Abschwächung des Golfstroms oder das Abschmelzen des Grönland-Eises in den Daten mit einbezogen.
Gast Samtgemeindebürgermeister Gärtner spricht über Bemessungsgrößen für Infrastrukturen für die Entwässerung und fragt nach Empfehlungen für neue Bemessungsgrenzen.
Prof Dr. Jacob antwortet, dass diese je Region unterschiedlich ausfallen und historische Daten als Grundlage genutzt werden sollen. Die bestehende Infrastruktur komme mit den aktuellen Gegebenheiten bereits kaum mehr zurecht. Prof Dr. Jacob weist auf die kostenlose Beratungshilfe des Climate Service Centers für Kommunen und beauftragte Planer hin.
Auf Nachfrage von Gast Frau Findeis zu den nötigen Emissionsreduzierungen im LK erklärt Prof Dr. Jacob, dass nur noch wenige Jahre für eine möglichst große CO2-Reduktion bleiben und diese ab jetzt in allen Bereichen notwendig ist. Eine schnelle Umstellung sei in einigen Bereichen gut möglich, wie der Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudesektor, vor allem im Neubau. Prof Dr. Jacob betont, dass Klimaschutz immer mitgedacht werden muss in allen Bereichen und wünscht sich den LK aufgrund der engen Kontakte u.a. zur Universität in einer Vorreiterrolle. Zudem sei das Wort „Anpassung“ negativ konnotiert, obwohl eigentlich die Chance bestehe, ein neues Zeitalter positiv mitzugestalten.
Gast Frau Theisen fragt nach Einschätzungen zum Neubau der A39 und der Umstellung auf Elektromobilität vor dem Hintergrund der Klimafreundlichkeit. Prof Dr. Jacob sieht Elektromobilität als Übergang, um aus CO2-starker Mobilität aussteigen zu können. Neue Technologien zur Entziehung von CO2 aus der Atmosphäre seien absehbar neben Emissiosnvermeidung wichtig. Zum Ausbau der A39 könne sie keine Aussage treffen, ohne die Datengrundlage zu kennen. Bei der Projektentwicklung und Umweltverträglichkeitsuntersuchung sollte eine Wirkungsprüfung zu den CO2-Emissionen stattfinden.
KTA Plaschka fragt, ob die Regenrückhaltethematik in den Kommunen im Bewusstsein angekommen sei, woraufhin LR Böther antwortet, dass bspw. in Bleckede für ein Projekt Auswirkungen analysiert wurden, sodass die Sensibilität wohl vorhanden ist, aber auch in der Planung berücksichtigt werden muss. Es handle sich um langwierige Prozesse und auch das Bewusstsein bei den Bürgern für eigene Vorsorge müsse geschärft werden. Es seinen heutzutage guten Datengrundlagen vorhanden.
Auf Nachfragen von KTA Hövermann zur Walderhaltung und zum Kohleausstieg in Verbindung mit Kernkraft erklärt Prof Dr. Jacob, dass Walderhaltung, evtl. durch eine Umwandlung von landwirtschaftlicher Fläche in Wald, wichtig ist, aber dass mit natürlichen CO2-Senken nicht alle erforderlichen Emissionseinsparungen erreicht werden können und wiederholt die Wichtigkeit von technischen Senken. Kernenergie sei aus rein klimatischer Sicht klimafreundlicher, aber bringt andere ethische Probleme mit sich.
KTA Gros merkt weitere Funktionen von natürlichen CO2-Senken wie den Einfluss auf den Wasserhaushalt an, woraufhin Prof Dr. Jacob erläutert, dass die Studie nur aus Energiesicht entstanden ist, aber hier eine crosssektionale Betrachtung erforderlich ist.
KTA Marker verlässt die Sitzung um 15.47 Uhr.