Vorlage - 2008/042
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Sachlage:
Der Landkreis Lüneburg ist neben dem Landkreis Harburg mit
einer Stammeinlage von je 17.000 DM und neben dem Pferdezucht- und Reitverein
Luhmühlen e. V. mit einer Stammeinlage von 16.000 DM Gesellschafter der
Ausbildungszentrum Luhmühlen-Lüneburger Heide GmbH (AZL). Sitz des AZL ist
Luhmühlen. Dort befinden sich zzt. verschiedene Reithallen und Pferdeställe,
die für einen Pferdepensionsbetrieb verwendet werden. Die Hallen und
Pferdeställe sind zum Teil sanierungsbedürftig.
Das AZL befasst sich im Moment schwerpunktmäßig mit der
Vielseitigkeitsreiterei. Luhmühlen ist als Austragungsort eines jährlich
stattfindenden international hochrangigen Turniers der Vielseitigkeitsreiterei
bekannt. Durchgeführt wird das Turnier von der Turniergesellschaft Luhmühlen
GmbH, an der der Landkreis Lüneburg nicht beteiligt ist.
Das Turnier wird auf dem Turniergelände ausgetragen, das auf dem Gebiet der
Gemeinde Westergellersen liegt. Die Tribünen des Turniergeländes und
angrenzende Gebäude sowie der nördliche Teil des Turniergeländes gehören dem
AZL. Das übrige Turniergelände steht im Eigentum des Pferdezucht- und
Reitervereins.
Der Landkreis Lüneburg hat im Jahre 1992 um das Turniergelände
herum etwa 80 ha Flächen erworben.
Im Jahre 1994 wurde zwischen dem Landkreis Lüneburg und dem AZL
ein Gestattungsvertrag abgeschlossen. Mit diesem Vertrag gestattet der
Landkreis Lüneburg dem AZL die Nutzung der Flächen von ca. 80 ha zu
Ausbildungs- und Trainingszwecken im Rahmen der Vielseitigkeitsreiterei. Der
Vertrag begann mit dem Jahre 1995 und ist für die Dauer von 25 Jahren
geschlossen worden.
Zwischen dem AZL und dem Pferdezucht- und Reiterverein
Luhmühlen e. V. wurde darauf aufbauend ein Nutzungsvertrag geschlossen. Darin
wird das Zusammenwirken in der Nutzung der Flächen des Vereins und der GmbH
beschrieben.
Schließlich wurde im Jahre 1994 ein Vertrag zwischen Landkreis
Lüneburg und der Internationalen Turniergesellschaft Luhmühlen mbH geschlossen.
Darin gestattet der Landkreis Lüneburg der Internationalen Turniergesellschaft,
die im Vertrag näher bezeichneten Flächen zu nutzen. Auch hierbei handelt es
sich um die Flächen von ca. 80 ha.
Insbesondere durch das Internationale Vielseitigkeitsturnier
hat Luhmühlen in Fachkreisen einen hervorragenden internationalen Ruf erworben.
Allerdings lassen der bauliche Zustand des AZL und die Zuwegung sowie die
Parkplatzsituation am Turniergelände zu wünschen übrig.
Von dieser Situation ausgehend, wurde die Planungsgruppe
Luhmühlen, bestehend aus Planungsbüro Fink, dem Architekten Langfeld und der
Firma NaviGet, mit einer Projektstudie beauftragt. Auftraggeber sind die
Sparkassen Lüneburg und Harburg-Buxtehude sowie eine Privatperson. Die
Erstellung der Studie wurde durch eine Steuerungsgruppe begleitet, in der neben
dem Landkreis Harburg auch der Landkreis Lüneburg vertreten war und ist.
Weitere Mitglieder werden durch die Samtgemeinden Gellersen und Salzhausen
sowie durch die Gemeinde Westergellersen gestellt. Die endgültige Erarbeitung
der Projektstudie steht noch aus. Der Abschluss wird jedoch in den nächsten
Wochen erwartet.
Grundlage der Projektstudie ist, dass vom AZL und dem
Turniergelände bislang nur ein kleiner Teil der Sportreiter erreicht wird. Das
Potenzial der international anerkannten Marke Luhmühlen werde so nur
unzureichend ausgenutzt. Ziel der Projektstudie ist, darzustellen, wie die
Zielgruppe der Sportreiter und der am Reitsport interessierten Menschen stärker
in die Gesamtkonzeption eingebunden werden könnten und die touristische Vermarktung
ganzjährig optimiert werden kann. Dies soll insbesondere durch folgende
Elemente aufgegriffen werden:
1. Sportpferdezentrum
Das AZL könnte zu einem Sportpferdezentrum ausgebaut werden, indem
abgängige Hallen ersetzt und sanierungsbedürftige Hallen ertüchtigt würden.
Zudem sollen lt. Vorstellungen der Planungsgruppe am Standort des AZL in
Luhmühlen Tagungsräume sowie Beherbergungsmöglichkeiten und verschiedene
Außenreitplätze entstehen. Dadurch sollen ambitionierte Reiter die Gelegenheit
erhalten, ihr reiterisches Können in Luhmühlen weiterzuentwickeln. Dies bezieht
sich auch auf die Ausbildung der Reitpferde.
Eine Besichtigung von zwei ähnlichen Anlagen in Österreich und
Bayern hat ergeben, dass ein hierauf gerichtetes Konzept wirtschaftlich
tragfähig sein kann.
2. Turniergelände
Im Moment wird das Turniergelände lediglich für das
Internationale Vielseitigkeitsturnier genutzt. Eine ganzjährige Auslastung ist nicht
erkennbar. Die Planungsgruppe Luhmühlen regt an, durch eine Ausweitung auf
andere Reitsportarten, wie z. B. das Westernreiten, Dressur, Isländer usw.,
zusätzliche Turniere in Luhmühlen zu organisieren. Um dies dauerhaft in der
gebotenen Qualität sicherstellen zu können, sind weitere Einrichtungen
erforderlich, wie z. B. die Schaffung von Stallungen für Turnierpferde, ein
Richterturm, eine Eingangszone, weitere Nebengebäude sowie die Anlage von
entsprechenden Rennbahnen.
Erforderlich würden insbesondere die zweckentsprechende
Herrichtung der Zuwegung und die Schaffung von Parkraum für Besucher und für
Turnierteilnehmer.
3. Pferdepark Luhmühlen
Ergänzt werden soll das Konzept durch ein Angebot mit einer
klaren touristischen Ausrichtung. Luhmühlen soll zukünftig nicht nur für
Reiterinnen und Reiter interessant sein, sondern auch für alle Menschen, die am
Reitsport interessiert sind. Deshalb sollen nach bisheriger Planung südlich des
Turniergeländes um die Landesstraße herum touristische Attraktionen um das Leitthema
Pferd entwickelt werden.
Der Kostenrahmen für die Gesamtmaßnahme ist im Moment noch
nicht verlässlich darzustellen. Im Moment wird jedoch insgesamt von einem
größeren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag ausgegangen. Um eine entsprechende
Finanzierung sicherzustellen, sind Vorgespräche auf der Ebene der
Landesministerien durchgeführt worden. Hierbei geht es um die Vorbereitung
verschiedener Förderanträge, die bisher noch nicht gestellt worden sind.
Deutlich wurde, dass angesichts der Größe des Gesamtprojektes zwar im Einzelnen
durchaus mit einer Förderung aus EU-Mitteln gerechnet werden kann, hierbei aber
kein großer Finanzierungsbeitrag zu erwarten ist.
Die Landkreise, Samtgemeinden, Gemeinden sind sich darüber
einig, dass das Projekt Luhmühlen als Leuchtturmprojekt in touristischer
Hinsicht für die Gesamtregion und auch für Niedersachsen von großer Bedeutung
sein kann. Insofern sollen die Möglichkeiten einer Förderung einzelner
Baustellen über die EU-Strukturförderung soweit möglich genutzt werden.
Eine dauerhafte Finanzierung aus Steuermitteln über die
kommunalen Haushalte soll jedoch ausdrücklich nicht erfolgen. Vielmehr müssen
sich alle einzelnen Projektbausteine dauerhaft wirtschaftlich selbst tragen.
Das heißt, die Rolle der Kommunen wird sich lediglich auf Teile des
Gesamtprojektes beschränken. So ist z. B. daran gedacht, dass Elemente wie ein
so genanntes „High-Performance-Center“, in dem Sportreiter und
Sportpferde ihre Leistungsfähigkeit verbessern können, nur realisiert werden,
wenn sich dafür ein privater Investor findet. Eine öffentliche Beteiligung wäre
hier nicht geboten. Ähnliches würde für einen Hotelbetrieb oder weitere
touristische Einrichtungen gelten, die einen klaren gewerblichen Einschlag
haben.
Vor diesem Hintergrund ist nicht daran gedacht, den bereits am
Ort oder darüber hinaus vorhandenen Betrieben Konkurrenz zu machen. Im
Gegenteil sollen möglichst viele Funktionen aus dem Projekt an private Dritte
vergeben werden. In Betracht kommen dafür insbesondere die ergänzende
Beherbergung und Betreuung von Reitern, die Unterbringung von Sportpferden
sowie die Unterhaltung und Bewirtschaftung des gesamten Geländes.
Ziel ist es, durch das Projekt Luhmühlen einen weiteren
touristischen Magneten in der Lüneburger Heide zu platzieren und hierdurch
direkt auf dem Gelände einige Hundert Arbeitsplätze zusätzlich zu schaffen und
darüber hinaus in der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung zu geben, von
dem alle profitieren.
In der vorgestellten Form wäre das Projekt Luhmühlen in Norddeutschland
und darüber hinaus einmalig. Der Einzugsbereich würde sich für Tagesgäste von
Hannover, Berlin bis Bremen erstrecken. Die Zielgruppe für Kurzurlauber würde
bis in das angrenzende europäische Nachbargebiet hineinragen.
Nach dem derzeitigen Stand der Überlegungen wird sich die Rolle
der öffentlichen Hand darauf konzentrieren, die notwendige Infrastruktur für
das Sportpferdezentrum, den Turnierplatz sowie den Pferdepark herzurichten.
Dies wären in einem ersten Schritt parallel die Herrichtung des AZL am Standort
Luhmühlen sowie die Schaffung der Zuwegung und der Parkplätze für das
Turniergelände sowie die entsprechende Herrichtung des Turniergeländes für
weitere Sportarten.
Bezogen auf den touristischen Teil des Pferdeparks ist
erforderlich, die Verfügung über die betroffenen Grundstücke sicherzustellen.
Gespräche mit den Grundstückseigentümern und den Nachbarbetrieben sind bereits
geführt worden. Im Prinzip ist daran gedacht, dass die Grundstücke, soweit dies
möglich ist, erworben werden, bzw. dass Grundstückseigentümer, die einen
Verkauf nicht wünschen, das Angebot erhalten, ihr Grundstück in eine
Gesellschaft einzulegen. Diese Gesellschaft soll die Grundstücke
bewirtschaften.
Eine besondere Rolle in der Konzeption spielt die Diskussion um
eine Eventhalle. Nach derzeitigem Stand der Überlegungen könnte eine Eventhalle
entweder auf dem Gebiet Westergellersen in der Nähe des Pferdeparks bzw. des
Turniergeländes oder auf dem Gebiet des AZL entstehen. Die Eventhalle müsste
von vornherein so geplant werden, dass hier nicht nur pferdesportliche
Veranstaltungen stattfinden können, sondern eine multifunktionale Nutzung
möglich ist. Die Investition sollte so weit wie möglich privat durchgeführt
werden. Durch ein entsprechendes Management müsste eine ganzjährige Auslastung
sichergestellt werden.
Darüber hinaus ist daran gedacht, für das gesamte Projekt ein
einheitliches Marketing aufzubauen. Es soll ein einheitliches Erscheinungsbild
und eine gemeinsame Werbung geben. Dies soll durch die Vergabe entsprechender
Lizenzen sichergestellt werden.
Die Realisierung des Gesamtprojektes wird nicht ohne Zuschüsse
des Landkreises Lüneburg möglich sein. Dies bezieht sich in erster Linie auf
die Zuwegungen und den Parkplatz für das Turniergelände sowie Herrichtung und
Ausbau des AZL und des Turniergeländes. Finanzielle Beiträge sind jedoch von
allen kommunalen Partnern und den an dem Projekt beteiligten Reitern zu
verlangen.
Um den touristischen Pferdepark realisieren zu können, ist
allerdings auch eine Überplanung der Grundstücke erforderlich. Die Kosten einer
Flächennutzungsplanung und Bebauungsplanung wären von den Kommunen gemeinsam zu
tragen.
Vom Landkreis Lüneburg wird vorgeschlagen, eine solche Planung
gemeinschaftlich zu organisieren, damit die Planungen auf beiden Seiten der
Landkreisgrenzen von vornherein aufeinander abgestimmt sind (Planungsverband).
Des Weiteren wird vorgeschlagen, im Bereich Westergellersen und
Luhmühlen ein interkommunales Gewerbegebiet einzurichten, damit anfallende
Gewerbesteuern auf alle Beteiligten gleichmäßig verteilt werden und Konflikte
bezüglich der Zuordnung von Gewerbebetrieben ausgeschlossen werden.
In der Sitzung kann zu dem Gesamtvorhaben weiter vorgetragen
werden.