Vorlage - 2006/071
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1 | Anlage I (258 KB) | |||
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2 | Anlage II (88 KB) | ![]() |
Beschlussvorschlag:
Aufgrund der dargestellten Entwicklung der Schülerzahlen im
Landkreis Lüneburg wird eine Entscheidung hinsichtlich neuer Schulstandorte im
Südwestteil des Landkreises vertagt.
Die Verwaltung wird beauftragt, für den neuen Kreistag für das
Jahr 2007 die Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes vorzubereiten.
Sachlage:
Diese Vorlage soll
das zur Beurteilung der schulischen Situation notwendige Datenmaterial liefern,
wobei hier natürlich von ganz besonderer Bedeutung die Entwicklung der Schülerzahlen
ist, die zunächst wegen der sehr starken Verwobenheit der Schulstandorte (zum
Beispiel entlastet ein Gymnasium in Bleckede natürlich auch die Gymnasien in
Trägerschaft der Stadt Lüneburg, die dann ggf. das Gymnasium Oedeme entlasten
können) für das gesamte Kreisgebiet dargestellt werden sollen.
Bei dieser
Betrachtung, wie sich die Schülerzahl entwickelt hat und wahrscheinlich
entwickeln wird, soll nur auf ganz konkret vorliegendes und belastbares
Datenmaterial abgehoben werden. Prognosen über künftige Geburtenentwicklungen
und Zuwachsraten auf Grund von Zuzügen bleiben daher zunächst ausdrücklich
außer Betracht.
Dabei ist
festzustellen, dass Kinder, die zum Schuljahresbeginn 2015/16 im Sek. I –
Bereich zur Schule gehen, bereits zum heutigen Zeitpunkt geboren sind und
insoweit in ihrer Anzahl eine belastbare Datenbasis für eine recht langfristige
Betrachtung und Beurteilung bieten.
Wesentlichste
Grundlage dieser Betrachtung ist die Zahl der Neugeborenen (und damit
zukünftigen Schüler) in den letzten 16 Jahren.
Der Anlage I-1 ist zu
entnehmen, dass die Zahl der Neugeborenen seit 1990 (das Jahr wurde gewählt,
weil die Jugendlichen dieses Jahrgangs sich in 2006 in den Abschlussklassen des
Sek I-Bereichs befinden) bis 1997 (1.867 Einjährige) ständig gestiegen ist und
sich von 1996 bis 2001 in einer Größenordnung von über 1.700 eingependelt hat.
Diese Entwicklung ist deutlich rückläufig. Seit 1998 sinken die Geburtenzahlen
und liegen seit 2002 auf einem Niveau um 1.600. Aktuelle in der Statistik des Landesamts
noch nicht enthaltene Zahlen (Abfrage bei den Einwohnermeldeämtern) weisen für
das Jahr 2005 sogar nur noch einen Wert von 1.500, ggf. weniger aus.
Der Anlage I-2 ist zu
entnehmen, dass der Landkreis Lüneburg zwar weiterhin eine Zuzugsregion ist,
sich seit 2002/03 aber eine deutliche Abflachung in dieser Entwicklung ergeben
hat. Der ständige Aufwuchs der jeweiligen Geburtenjahrgänge durch Zuzug (siehe
Anlage I-3) wird also nahezu gestoppt.
Die Anlage I-4 weist
aus, welche Auswirkungen die hohen Geburtenzahlen und die rasante
Zuzugsentwicklung auf den Gesamtbestand der Grundschüler genommen hat.
Die Stärke der
Einschulungsjahrgänge der Grundschulen stiegen aus den geburten- und
zuzugsstarken Jahrgängen (Geburts- und Zuzugsjahre ab 1996) ab 2002 auf
jährlich über 1.900 neue Grundschüler, was dazu führte, dass mittlerweile jeder
Grundschuljahrgang über 1.900 Schüler stark ist. Diese sich seit 1996 (damals
waren die Jahrgänge im Durchschnitt 1.650 Schüler stark) ergebende Situation
wuchs seit 1998 in den Sek I-Bereich hinein. Dieser starke und noch stärker
werdende Aufwuchs aus den Grundschulen in den Sek I-Bereich hinein wird noch
bis 2010 anhalten und durch den Sek I- und Sek II-Bereich durchwachsen.
Ab 2007 werden die
geburtenschwächeren Jahrgänge in die Grundschulen wachsen und ab 2011 dann den
Sek I-Bereich erreichen. Dann werden die Schülerzahlen im Sek I- und Sek
II-Bereich relativ schnell wieder sinken, weil einerseits geburtenschwache
Jahrgänge zuwachsen, andererseits aber geburtenstarke Jahrgänge entlassen
werden.
Diese Entwicklung ist
unumkehrbar, selbst dann, wenn der Landkreis – was unwahrscheinlich ist – die
Zuzugsraten der Jahre 1997 bis 2002 auch nur ansatzweise erreicht, wird es
nicht möglich sein, die Geburtenrückgänge seit 2000 auszugleichen.
Die Dimensionen, die
damit verbunden sind, sollen im Vergleich der Geburtsjahrgänge 1997 (1.867
Einjährige) und 2003 (1.579 Einjährige) dargestellt sein ( Anl. I-1). Hier
liegt eine Differenz von 288 Kindern oder elf Schulklassen (à 25 bis 27 Schüler)
vor. Diese Entwicklung wird uns bereits ab 2011 und in voller Stärke ab 2013
erreichen.
Deutlich erschwerend
kommt hinzu, dass diese Situation die Schulformen in sehr unterschiedlicher
Weise treffen wird.
Der erklärte
bildungspolitische Wille, die Gymnasialabschlussquote zu steigern, führt
bereits jetzt zu starker gymnasialer Nachfrage und zu Zügigkeiten im
Gymnasialbereich, die deutlich über den Festlegungen der
Schulentwicklungsplanung liegen.
Dies schmälert
bereits jetzt die Zügigkeiten bzw. Klassenstärken im Hauptschul- und
Realschulbereich, während es im Gymnasialbereich (Container Scharnebeck,
Erweiterung Herderschule, Außenstelle des Gymnasiums Oedeme in Embsen, neues
Gymnasium Bleckede) Ausbaubedarf gegeben hat.
Eine sehr deutliche
und zusammengefasste Darstellung lässt sich aus der beigefügten Statistik
Anlage I-1 entnehmen, wenn auszugsweise die Jahrgänge 1999 und 2004
nebeneinander gestellt werden.
Jahrgangsstärken
in 1999 und 2004
|
1999 * |
2004 *² |
Differenz |
0 – 1 |
1.796 |
1.629 |
165 |
1 – 2 |
1.799 |
1.631 |
164 |
2 – 3 |
1.899 |
1.673 |
226 |
3 – 4 |
1.823 |
1.786 |
37 |
* Diese Kinder speisen die derzeitigen vier
Grundschuljahrgänge.
*²
Diese Kinder speisen die vier Grundschuljahrgänge im Jahr 2010.
Die in der Anlage I dargestellten Zahlen kommen vom
Niedersächsischen Landesamt für Statistik und beziehen sich auf den
Bevölkerungsstand zum 31.12. des jeweils dargestellten Jahres.
In der Anlage II-1 ist die Entwicklung der Schülerzahlen im
Landkreis Lüneburg auf Grundlage von Abfragen bei den hiesigen
Einwohnermeldeämtern zum 31.12.2005
dargestellt. Insoweit sind hierin, zumindest bis zum Jahr 2005, die
Wanderungsgewinne in den einzelnen Jahrgängen mit erfasst. So erklären sich die
höheren Zahlen gegenüber der Darstellung des Statistischen Landesamtes. Wie
schon erwähnt nähern sich diese Zahlen immer weiter an und weisen gemeinsam für
das Jahr 2005 einen Wert von unter 1.500 aus.
Feststellbar ist, dass der Abwärtstrend in der Fläche des
Landkreises und der Stadt Lüneburg unterschiedlich stark ausfällt. Dies wird
besonders deutlich bei der Gegenüberstellung der Samtgemeinden Amelinghausen,
Ilmenau und Gellersen sowie den beiden städtischen Grundschulen, die zum
Einzugsbereich des Schulzentrums Oedeme gehören (Anlage II-2).
Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf einen möglichen
eigenständigen Schulstandort Amelinghausen
( HS u. RS ) sowie die dann auftretenden Konsequenzen für den
vorhandenen Schulstandort Embsen sind in Anlage II-3, II-4, II-5 und II-6
dargestellt.
Der Realschulstandort Embsen würde bei diesem Szenario von
einer klaren 3-Zügigkeit in eine zum Teil schwache 2-Zügigkeit gleiten (II-6).
Ein fiktives Schulzentrum in Reppenstedt sähe wie in II-7 und
II-8 dargestellt aus, wobei der gymnasiale Zweig zunächst bis zur 10. Klasse
berechnet ist. Eine klare 3-Zügigkeit für ein Gymnasium lässt sich aus diesen
Zahlen nicht ableiten.
Die Konsequenzen für den Schulstandort Oedeme (II-9, II-10)
wären für Haupt- und Realschule deutlich spürbar. Die Realschule Oedeme könnte
ansonsten mittelfristig 4-zügig geführt werden.
Das Gymnasium Oedeme wäre bei diesem Szenario nicht in seinem
Bestand gefährdet, wie die Zahlen belegen. Im gesamten Schulzentrum gäbe es
allerdings bis 2015 einen erheblichen Raumüberhang, da der Bedarf von aktuell
88 Räumen auf dann 59 sinken würde.
Die dargestellten Szenarien gehen davon aus, dass alle
Schülerinnen und Schüler aus den genannten Samtgemeinden die neuen
Schulstandorte bzw. Schulen besuchen. Dies ließe sich letztlich nur über die
Einführung weiterer Schulbezirke, auch das Stadtgebiet betreffend,
verwirklichen.
Die kommunalen Spitzenverbände haben den Niedersächsischen
Kultusminister aufgefordert, die Rahmenbedingungen zur Aufstellung der Schulentwicklungspläne
grundlegend zu ändern. Die Berechnung der so genannten Fruchtbarkeitsziffern
und Geburtenprognosen sollten danach, aufgrund des Risikos statistischer
Fehlberechnungen, künftig entfallen. Vielmehr sollten konkrete Geburtenzahlen
mit den erkennbaren mittelfristigen Auswirkungen für den Primar- und
Sekundarbereich künftig ausschlaggebend für die Schulentwicklungsplanung sein.
Auch auf die Verpflichtung zur Fortschreibung in festen Zeitabständen,
insbesondere für den jetzt anstehenden Termin zum 01.01.2007, möge das Land
verzichten. Eine Antwort des Ministers steht noch aus.
Gleichwohl ist die Verwaltung der Auffassung, dass vor diesem
Hintergrund, nach dem dargestellten Zahlenmaterial und dem klaren politischen
Bekenntnis zugunsten der Außenstellen an den Standorten Amelinghausen und
Embsen, keine kurzfristigen Entscheidungen zu möglichen weiteren
Schulstandorten im Südwestteil des Landkreises getroffen werden sollten. So
kann die künftige Entwicklung der Geburtenzahlen, insbesondere in 2006, beobachtet
werden, um dann, soweit gesetzlich noch notwendig, in 2007 entsprechende
Entscheidungen im Rahmen der Schulentwicklungsplanung zutreffen.
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