Auszug - Radverkehrsförderung 3.0 - barrierefrei, netztransparent, digital
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Wortprotokoll Beschluss |
Die Leuphana Universität Lüneburg führt gegenwärtig das Projekt Radverkehrsförderung 3.0 durch, welches von Herrn Prof. Dr. Pez und seiner Kollegin Frau Dr. Seidel geleitet wird. Es solle für Barrierefreiheit, Netztransparenz und Digitalisierung hinsichtlich der Radwege sorgen.
Herr Prof. Dr. Pez hält einen Vortrag. Er verweist historisch auf die sogenannte Phase 1. Dort seien Hochbordradwege in Mode gewesen, die insgesamt sehr schmal seien.
Aktuell befänden wir uns Phase 2: Der Radverkehr werde mit Radfahrstreifen und Schutzstreifen überwiegend auf der Straße geführt. Dies sei laut Herrn Prof. Dr. Pez sinnvoller. 2018 sei eine Studie erstellt worden, allein auf dem Gebiet des Landkreises Lüneburg seien insgesamt 492 Mängel festgestellt worden. Häufig sei Radfahren auf Straßen oder (Geh-)Wegen auch verboten, es gebe viele Einbahnstraßen. Auch seien viele Umlaufsperren im Rahmen der Studie entdeckt worden, die sich mit manchen Arten von Rädern nicht umfahren ließen. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Struktur der Radwege sei die Stadt Göttingen. Beim Ilmenauradweg fehlten es Ausweisungen, es sei schwer, diesem zu folgen. In Scharnebeck mangele es ebenfalls an Ausweisungen. Der größte Mangel sei nicht die Qualität der Radwege, sondern ihre zu geringe Quantität. Es gebe sehr viele Wege, die jedoch aufgrund fehlender Ausschilderungen nicht auffindbar seien. So gebe es bereits eine gute Strecke von Lüneburg nach Bleckede, diese müsse jedoch noch ausgeschildert werden. Mit dem Projekt Radverkehrsförderung 3.0 solle eine höhere Netzdichte erreicht werden. Dazu gehörten gemeindeübergreifende Sichtweisen. Auch digitale Kartenanzeigen, die aktuell Radrouten über Landstraßen empfehlen, sollen geändert werden. Herr Prof. Dr. Pez betont jedoch auch, dass vor einer Ausweisung diese Strecken barrierefrei gemacht werden müssten. Das Projekt Radverkehrsförderung 3.0 sei 2019 durch die Leuphana Universität Lüneburg beim Fördermittelgeber beantragt worden, diese habe auch die Fördermittelzusage erhalten. Das Projekt sei bis Ende 2024 angesetzt, dann müssten Hansestadt und Landkreis Lüneburg fahrradfreundlich sein. Die Hansestadt Lüneburg habe laut ADAC-Fahrradklimatest aktuell die Note „ausreichend“. Das Ziel von Herrn Prof. Dr. Pez sei es, diese auf „sehr gut“ zu verbessern. Er bittet um zügige Umsetzung; das zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr benötige fristgerechte Nachweise. Er mahnt eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit an, mit der kommuniziert wird, dass der Landkreis Lüneburg sich beim Radverkehr verbessern und vorne dabei sein wolle. Das zuständige Bundesministerium für Digitales und Verkehr begrüße die Anstrengungen des Landkreises.
EKR Krumböhmer ergänzt, dass Frau Schweikert das Projekt Radverkehrsförderung 3.0 im Fachdienst Mobilität betreuen werde. Zudem werde es eine weitere befristete Stelle geben.
KTA Gödecke erwähnt, dass schnelle und sichere Verbindungen maßgeblich seien. Für Pendler:innen sei es daher nicht attraktiv, über landwirtschaftliche Wege zu fahren. Diese sollten daher in das Projekt einbezogen werden. Oder ziele das Projekt auf Tourist:innen ab?
Herr Prof. Dr. Pez entgegnet, dass alle, also auch Alltagsfahrer:innen, bei der Studie berücksichtigt würden. Allerdings sei festgestellt worden, dass die Entfernung von Lüneburg nach Bleckede zu weit für Pendler:innen sei. Der Einzugsbereich liege bei etwa der Hälfte der Strecke.
Die Vorsitzende KTA Beenen versichert sich, ob sie es richtig verstehe, dass Strecken unter 5 km möglichst attraktiv gestalten werden sollten.
Herr Prof. Dr. Pez antwortet, dass dies richtig sei, aber auch vor dem Hintergrund, dass die verschiedenen Wege verbunden würden. Beispielsweise werde dann auch die nächstgelegene Ortschaft ausgeschildert. Für den touristischen Radverkehr müssten jedoch auch größere Distanzen berücksichtigt werden.
KTA Kruse-Runge ergänzt, dass sie aus Neetze komme und sie sowohl Pendler:innen als auch Tourist:innen des Elberadwegs als Nutzer:innen sehe. Sie kenne drei Pendler:innen und betont, dass es wichtig sei, dass die Wege in einem guten Zustand seien. Mit der Wegeweisung und deutlicherer Ausschilderung sei auf wenig kostspielige Art bereits eine Verbesserung erreicht.
KTA Gründel fragt, ob das für die Hansestadt Lüneburg typische Kopfsteinpflaster glattgeschliffen werde, damit Radfahrende dort gut fahren könnten.
Herr Prof. Dr. Pez antwortet, dass geschliffene Steine einen hohen Fahrkomfort bezwecken. Auch für Rollstühle und Rollatoren sei dies komfortabel, die Wahl der Methodik zur Einebnung hänge von den Umständen ab. Schleifen sei sicherlich die teuerste Variante.
Herr Heilmann, Fachdienstleitung 45, erzählt, dass die Daten für die Hansestadt Lüneburg bereits vorlägen. Aktuell werde die Samtgemeinde Scharnebeck bearbeitet. Perspektivisch werde das gesamte Gebiet des Landkreises Lüneburg von Studierenden der Leuphana Universität Lüneburg untersucht. Die Verkehrsbehörde und die Baulastträger würden eingebunden. Die Studierenden bereiten dabei Vorschläge vor. Die im Haushalt vorgesehenen Ansätze könnten durch das Projekt vervierfacht werden.
KTA Gödecke erzählt, dass viele Pendler:innen Fahrrad führen. Es würden Radfahrer:innen verletzt. Landwirtschaftliche Wege seien als Radrouten nicht sicher, was berücksichtigt werden müsse. Auf der Verbindung Lüneburg-Bleckede müsse ein Radweg an der L 221 mindestens bis nach Reinstorf-Sülbeck gebaut werden. Alle Bundesstraßen nach Lüneburg verfügten über Radwege. Ein Radschnellweg Lüneburg-Hamburg bringe keinen Nutzen, wenn die Verbindung von Bleckede nach Lüneburg fehle.
Herr Prof. Dr. Pez entgegnet, dass die Alternativrouten mit weniger Ampeln oft schneller seien. Es seien aber beide Arten von Wegen wichtig.
Herr Neumann äußert, dass die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur ein langer Prozess sei,. Er dankt LR Böther für die Zusammenstellung der Tagesordnung. Beim Neubau von Radwegen komme es darauf an, dass es ein vollständiges Netz existiere. Die Verknüpfung mit dem SPNV und dem straßengebundenen ÖPNV sei wichtig und müsse gestärkt werden. Er bringt den Vorschlag ein, eine Radverkehrskonferenz für den Landkreis Lüneburg abzuhalten. Diese könne gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden und auch dem ADFC durchgeführt werden.
LR Böther stellt klar, dass das, was man tue, auch kommuniziert werden müsse. Besonders die Verbindung Ochtmissen-Bardowick/Radbruch sei sehr wichtig, da es von dort an eine gute Zugverbindung gebe.
Anlagen: | |||||
Nr. | Name | ||||
1 | Präsentation Radverkehrsförderung 3.0 (13367 KB) |