Auszug - Dringlichkeitsantrag der Grünen-Kreistagsfraktion vom 03.12.2006 (Eingang 09.12.2006); Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch sowie Beantwortung von schriftlichen Anfragen gemäß § 19 Abs. (1) Geschäftsordnung
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Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Diskussionsverlauf:
Die Beratung des Tagesordnungspunktes 14 erfolgt unter
gleichzeitiger Beratung der schriftlichen Anfrage der Linken-Kreistagsfraktion
vom 03.12.2006 (Vorlage 2006/202).
KTA Stilke sagt, die Dringlichkeit sei bereits
ausreichend begründet worden. Der Streit über die Leukämie sei seit dem ersten
Zwischenbericht der Expertenkommission des Niedersächsischen Sozialministerium
aus dem Jahre 1992 nicht beendet. Seit dieser Zeit sei die Angst im Bereich der
Elbmarsch und nun auch im Bereich des Landkreises Lüneburg immer größer
geworden. KTA Stilke weist darauf hin, dass weiterhin intensiv nach der Ursache
für die erhöhte Anzahl der Leukämieerkrankungen geforscht werden müsse. Seine
Fraktion beantrage daher die Verabschiedung des vorliegenden Resolutionstextes.
Sie erhoffe sich dadurch die Einrichtung einer neuen Expertenkommission, die
– ausgestattet mit viel Sachverstand – zu einem endgültigen
Ergebnis kommen werde. Alle erdenklichen Untersuchungen seien durchzuführen,
die Finanzierung dazu müsse von allen drei Bundesländern getragen werden.
KTA Althusmann führt an, dass laut Mainzer Krebsregister
zur Zeit 16 Kinder unter 15 Jahren an Leukämie erkrankt seien. In der letzten
Zeit sei auch über eine vermehrte Häufung von Leukämie – Erkrankungen in
Hamburg debattiert worden.
Er erinnert an einen Bericht der Expertenkommission 2004 der
aussagte, dass nicht das Kernkraftwerk Krümmel die nachweislich begründete
Ursache für die Häufung von Leukämie – Erkrankungen in der Elbmarsch sei.
Es handele sich vielmehr um eine Zufallshypothese. Dies sei seiner Auffassung
nach in keinster Weise eine befriedigende Aussage. KTA Althusmann verweist auf
einen Bericht der Zeitung „Die Welt“ wonach Geologen der
Universität Frankfurt in einem neuen Gutachten deutlich gemacht hätten, dass es
keine Anzeichen dafür gebe, dass eine unnatürliche Strahlung für das gehäufte
Vorkommen von Leukämie – Erkrankungen in der Elbmarsch als Ursache in
Betracht kommen könnte. Er führt weiter aus, Bundes- und Landesregierung hätten
auf Anfrage mitgeteilt, dass bis heute keine wissenschaftlich gesicherten
Erkenntnisse dafür vorliegen würden, wo die tatsächliche Ursache für die
Häufung der Leukämie – Erkrankungen in der Elbmarsch zu suchen seien.
KTA Althusmann erinnert an den 12. September 1986. An diesem
Tage hätten Augenzeugen Rauch über dem Kernkraftwerk Krümmel, sowie kurzzeitig
eine Feuersäule gesehen. Auf die Nachfrage, ob es bereits vor diesem Tage
meldepflichtige Ereignisse im Kernkraftwerk Krümmel gegeben habe, habe die
Bundesregierung mitgeteilt, dass von den 12 meldepflichtigen Ereignissen ihrer
Erkenntnis nach, keine radiologischen Ereignisse in Betracht kommen würden.
Das Kernforschungszentrum Geestacht habe sich mit der Frage der
Reaktorssicherheit in Zusammenhang mit u.a. der Klimaforschung auseinandergesetzt.
Auch hier sei man zu keiner Erkenntnis gegekommen.
KTA Althusmann betont, es dürfe gemeinsam mit den Bundesländern
Schleswig – Holstein, Niedersachsen und Hamburg nichts unversucht
gelassen werden, zu einer endgültigen Klärung zu kommen. Er betont, die
vorliegende Resolution werde in Hannover auf offene Ohren stoßen.
KTA Staudte begrüßt die Zustimmung aller Parteien.
Sie führt aus, dass im September 1986 definitiv etwas im Kernkraftwerk Krümmel
passiert sein muss. Sie weist daraufhin, dass die Mehrheit der
Expertenkommission ihre Arbeit nicht freiwillig beendet habe. Sie seien
vielmehr in ihrer Arbeit behindert worden.
KTA Staudte sagt, in Bardowick und Scharnebeck seien zwei
weitere Kinder an Leukämie erkrankt. Sie bitte die beiden Landtagsabgeordneten
des Lüneburger Kreistages sich intensiv für eine Klärung in Hannover
einzusetzen.
Auch KTA Kamp begrüßt die Einvernehmlichkeit den
vorgeschlagenen Resolutionstext zu beschließen. Auch er bittet die
Landtagsabgeordneten, das einvernehmliche Votum des Lüneburger Kreistages
mitzunehmen und auf die Sorgen der Bevölkerung hinzuweisen.
KTA Röckseisen betont, für sie sei es wichtig, dass die
drei Länder einen gemeinsamen Ausschuss bilden. Damit sei gewährleistet, dass
weiter intensiv nach der Ursache geforscht werde.
KTA Stange zeigt sich erstaunt über die Funde
radioaktiver Kügelchen in Adendorf, zumal der Bürgermeister der Gemeinde
Adendorf nicht über die Funde informiert worden sei.
Dr. Dieckmann berichtet, dass 2001 Proben in Adendorf
entnommen worden seien und das Gesundheitsamt die damalige Bezirksregierung
darüber in Kenntnis gesetzt habe. Die Entnahme sei in Eigenregie der IPPNW
(Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges) und der lokalen
Bürgerinitiative durchgeführt worden. Die Untersuchung habe über die AG Pharn stattgefunden.
Vors. Fricke lässt zunächst über die
Dringlichkeitsantrag der Grünen-Kreistagsfraktion abstimmen. Im Anschluss
beantwortet Dr. Dieckmann die Anfrage der Linken-Kreistagsfraktion. Die Beantwortung
der Anfrage ist dem Protokoll als Anlage beigefügt.
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Beschluss:
Der Lüneburger Kreistag verabschiedet folgende Resolution:
„Der Kreistag Lüneburg fordert die Landesregierung auf,
sich erneut intensiv zu engagieren, um die Ursachen für die
Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch herauszufinden.
Der Landkreis Lüneburg nimmt die Sorgen und Ängste seiner in
der Elbmarsch lebenden Bürgerinnen und Bürger ebenso ernst, wie unser
Nachbarlandkreis Harburg, und fordert die Landesregierung auf, ergebnisoffen zu
untersuchen. Dabei sollte die Landesregierung mit den Landesregierungen aus
Schleswig – Holstein und Hamburg zusammenarbeiten und die Untersuchungen
gemeinsam finanzieren.“
Abstimmungsergebnis: einstimmig