23.03.2023 - 9 Sachstand Schienenreaktivierung und Situation W...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 9
- Gremium:
- Ausschuss für Mobilität
- Datum:
- Do., 23.03.2023
- Status:
- öffentlich (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 15:00
- Vorlageart:
- Berichtsvorlage
- Federführend:
- Umwelt
- Bearbeitung:
- Sebastian Heilmann
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Wortprotokoll
Auf Wunsch des Vorsitzenden KTA Blankenburg hat die Verwaltung Herrn Sebastian Schülke als Vertreter der Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH (SInON) zum Sachstand der Schienenreaktivierung im Landkreis Lüneburg angefragt sowie einen Vertreter der Deutsche Bahn Netz AG zum Sachstand der Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg. Seitens der Deutsche Bahn Netz AG nimmt an der heutigen Sitzung kein Vertreter teil, eine Zusage liegt aber für die nächste Sitzung am 13.04.2023 vor. Die Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg werden dann Thema sein.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, berichtet zum Sachstand der Reaktivierung von Eisenbahnstrecken für den SPNV. Die Bahnstrecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau ermögliche attraktive Reisezeiten und es werden viele Fahrgäste prognostiziert. Sie habe bei der vom Landkreis Lüneburg beauftragten Machbarkeitsstudie einen guten NKI von 3,4 erreicht. Die Sanierung der Strecke schreite voran, bis Juni solle die Sanierung zwischen Lüneburg und Amelinghausen überwiegend abgeschlossen sein. Erneuert würden auch technische Sicherungen an Bahnübergängen, die Signalisierung und Kreuzungsbauwerke. Die Bahnstrecke Lüneburg Bleckede ermögliche ebenfalls attraktive Reisezeiten und es würde ein hohens Fahrgastaufkommen prognostiziert. Der ermittelte NKI sei mit 0,7 jedoch schlecht; dies liege in erster Linie an dem hohen Sanierungs- und Investitionsbedarf der Strecke. Bis auf die Gemeinden Rullstorf und Neetze hätten sich alle beteiligten Anrainergemeinden für die Schienenreaktivierungen ausgesprochen. Dies sei ein insgesamt positives Votum für den weiteren Reaktivierungsprozess.
Die Erstellung von Betriebskonzepten sei im Dezember 2022 an ein Büro vergeben worden. Die SInON sei außerdem aktuell im Austausch mit der DB Netz und der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen GmbH (LNVG) zu den Reaktivierungen. Im Anschluss sei die Erstellung einer Entwurfsplanung vorgesehen, ggf. werde auch das überarbeitete Verfahren zur standardisierten Bewertung noch einmal Eingang in den Prozess finden.
Aktuell änderten sich die Rahmenbedingungen für Schienenreaktivierungen auf Landesebene. Es sei eine neue landesweite Untersuchung vorgesehen, die aktuell zwischen der LNVG und dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung (MW) abgestimmt werde. Eventuell werde die Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau bereits vor und unabhängig von dieser Studie als eine von zwei niedersächsischen Bahnstrecken für den SPNV reaktiviert. Bei der zweiten Strecke handele es sich um die Bahnstrecke Stade-Bremervörde der Eisenbahnen und Verekehrsbetriebe Elbe Weser (EVB). Die Strecke Lüneburg-Bleckede werde sich der landesweiten Untersuchung stellen müssen, eine Reaktivierung vorab sei hier nicht denkbar.
Das Betriebskonzept werde in einem iterativen Verfahren erstellt, dass zu einem Zielfahrplan führe. Parameter seien die Kreuzungsbahnhöfe, die Einbindung in den Bahnhof Lüneburg, die Ausbaugeschwindigkeit (60 km/h, 80 km/h oder 100 km/h) und die Anzahl der möglichen Haltepunkte. Für die Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau werde geprüft, zur Hauptverkehrszeit (HVZ) zur Verstärkung einen Halbstundentakt anzubieten, da die Bahnsteiglänge in Lüneburg-Westseite keine Doppeltraktionen zulasse. So könnten durch eine Taktverdichtung mehr Kapazitäten bereitgestellt werden. Außerdem erfolge eine Bahnübergangsplanung.
Der Bahnhof Lüneburg werde als Teil des Hochleistungskorridors Hamburg-Hannover 2026 umgebaut. Dabei werde u. a. die Signaltechnik komplett erneuert. Dabei würde die Einbindung der Züge aus Soltau und Bleckede bereits berücksichtigt, sodass hierfür im Rahmen der Reaktivierungen keine Kosten mehr entstünden. Der Plan zur Erhöhung der Schienenwegkapazität (PEK) sehe auch vor, den Bahnsteig an den Gleisen 4 und 5 zu verlängern, um Gleis 4 für Züge des RE 3 bzw. der RB 31 nutzbar zu machen. In diesem Fall müsse für die Züge aus Bleckede das an Gleis 6 vorhandene Rudiment zu einem neuen Bahnsteig ausgebaut werden. Die fehlende Bahnsteiglänge in Lüneburg-Westseite werde jedoch auch über 2026 hinaus bestehen bleiben. Andererseits sollten dort drei zusätzliche Bahnsteigkanten entstehen, damit die RB 31 bzw. der RE 3, die RB 32 und der Zug nach Soltau dort halten könnten. Die Reaktivierungen seien für die DB Netz AG also gesetzt.
Die Strecke Lüneburg-Bleckede solle möglichst im Einzugbetrieb betrieben werden, um Kosten zu sparen und einen höheren NKI zu erzielen. Die Machbarkeitsstudie des Landkreises hatte noch zwei Fahrzeuge in Ansatz gebracht. So seien auch weniger Investitionen in die Signaltechnik nötig. Ggf. könne zur HVZ ein Halbstundentakt mit einem Verstärker bis Scharnebeck angeboten werden.
Auf der Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau solle die Zugkreuzung in Amelinghausen erfolgen. Dafür müsse die Strecke Lüneburg-Amelinghhausen in etwa 20 Minuten zurückgelegt werden. Die HVZ-Verstärker kreuzten im Bahnhof Melbeck/Embsen. Außerdem sei eine Anbindung an den RE 3 bzw. die RB 31 in Lüneburg notwendig. Aus diesen Parametern ergebe sich, dass von sechs potenziellen Haltepunkten auf dem Gebiet der Hansestadt Lüneburg fahrplantechnisch zwei bis drei möglich seien. Diese gelte es so zu legen, dass die wesentlichen Ziele Schulzentrum Oedeme, Leuphana Universität Lüneburg, das SaLü sowie das Klinikum Lüneburg insgesamt bestmöglich zu erreichen seien.
Der Vorsitzende KTA Blankenburg verweist auf die Betroffenheit der Hansestadt Lüneburg, hier könne der Ausschuss für Mobilität keine Entscheidung treffen.
Herr Pez spricht die Anbindung der Leuphana Universität Lüneburg an. Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, entgegnet, dass die Anbindung der Universität nicht trivial sei. Auf den ersten 3 km der Strecke bestehe zwischen Bahnhof und Lüneburg durch die Studierenden eine enorme Nachfrage. Hierauf könne mit entsprechenden Kapazitäten reagiert werden, die zwischen der Universität und Soltau dann nicht mehr ausgelastet seien. Würden die Kapazitäten auf den restlichen Teil der Strecke bemessen, sei hingegen davon auszugehen, dass diese zur Anbindung der Universität nicht ausreichten. KTA Bonin spricht die frühere Idee der Leuphana-Bahn an, also einer Eisenbahnanbindung der Leuphana Universität Lüneburg. Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, führt dazu aus, dass in dieser Richtung auch weiterhin Möglichkeiten bestünden. Theoretisch könne die Eisenbahnstrecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau vom Bahnhof Lüneburg bis zum Haltepunkt an der Uni elektrifiziert und die RB 31 aus Hamburg dorthin durchgebunden werden. Aktuell sei dies umlauftechnisch nicht möglich, grundsätzlich schon.
Nach Festlegung der Anzahl der Haltepunkte müssten die genauen Haltepunkte mit Hansestadt und Landkreis Lüneburg abgestimmt werden. Das Betriebskonzept solle bis Mai 2023 fertiggestellt sein. Es solle die Grundlage dazu bieten, die Landesuntersuchung zur Reaktivierung von Eisenbahnstrecken für den SPNV kritisch zu begleiten. Es gelte, die Haltepunkte an den Bahnstrecken festzulegen, die Busverkehrskonzepte anzupassen und Rad- bzw. Radabstellkonzepte für die Haltepunkte zu entwickeln.
In Soltau gestalte sich die Einbindung der Züge in den Bahnhof schwierig, da die entsprechenden Bahnsteige fehlten. Es müssten Bahnsteige, Weichen und Signaltechnik nachgebaut werden, was teuer sei. 2034 solle die Bahnstrecke Uelzen-Soltau-Langwedel (Amerikalinie) ausgebaut werden, dann ließe sich eine Einbindung kostengünstig realisieren. In diesem Fall stelle sich aber die Frage, wie bis 2034 verfahren werden soll. Ggf. könnte eine Reaktivierung nur bis Bispingen erfolgen.
KTA Dziuba-Busch wirft die Frage auf, ob für die Einbindung der Züge aus Bleckede bzw. Soltau in die Infrastruktur der Deutschen Bahn Nutzungsentgelte zu entrichten seien.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, verneint dies. Die Erhebung von Nutzungsentgelten für die Infrastruktur der Deutschen Bahn durch diese sei nicht mehr zulässig.
KTA Burkhardt fragt nach der Lenkungsgruppe für die landesweite Reaktivierungsstudie, die am heutigen Tage Thema in niedersächsischen Landtag gewesen sei. Würden die Landkreise in die Lenkungsgruppe einbezogen?
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, antwortet, dass ihm hierzu bisher keine Informationen vorlägen.
LR Böther geht davon aus, dass die Einbindung in ähnlicher Weise wie bei der letzten Studie 2015/16 erfolge und dass der Landkreis Lüneburg Teil des Gesamtprozesses sein werde.
Herr Pez bekundet sein Interesse, bei der Bestimmung der Haltepunkte an der Bahnstrecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau mitzuwirken. Die Haltepunkte würden zu einer Umorientierung der Wohnraumsuche führen, da Haltepunkte des SPNV hier ein wichtiges Kriterium darstellten. Er ergänzt, dass es gelte, sowohl die Beschäftigten und Studierenden der Universität als auch die Schüler:innen des Schulzentrums Oedeme bei der Kapazitätsbemessung zu berücksichtigen gelte, da diese Gruppen ein hohes Fahrgastaufkommen generierten.
KTA Merz fragt, ob die Reaktivierung der Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau vor der Reaktivierung der Strecke Lüneburg-Bleckede erfolge.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, entgegnet, es sei noch unklar, ob die Reaktivierung der Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau vor der landesweiten Studie erfolge. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde aber die Strecke Lüneburg-Bleckede in der niedersachsenweiten Studie zu betrachten sein, bevor eine Reaktivierung erfolgen könne.
Herr Neumann begrüßt namens des ADFC die Pläne zur Reaktivierung und fragt nach Möglichkeiten der Fahrradmitnahme in den dann eingesetzten Zügen. Insbesondere im Hinblick auf touristische Verkehre sei dies wichtig.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, antwortet, dass die Fahrzeugtypen nicht Teil des derzeit erstellten Betriebskonzeptes seien. Deren Festlegung erfolge durch die LNVG als Bestellerin der Verkehrsleistungen. Die SInON gehe für das Betriebskonzept von Dieselfahrzeugen aus, da diese am langsamsten beschleunigten und daher schneller beschleunigende elektrische Fahrzeuge unter dieser Annahme ebenfalls eingesetzt werden könnten.
KTA Glodzei wirft die Frage auf, ob die Untersuchung Effekte in der Siedlungsentwicklung berücksichtige.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, entgegnet, dass dies in die standardisierte Bewertung einfließe, er hierzu aber nichts genaues sagen könne.
LR Böther fügt hinzu, dass das RROP 2025 die Reaktivierung für die Siedlungsentwicklung bereits berücksichtige.
Der Vorsitzende KTA Blankenburg versichert die Unterstützung des Ausschusses für Mobilität für die Reaktivierungsvorhaben. Er fragt nach der gemeinsamen Betrachtung beider Strecken als einer Strecke Soltau-Lüneburg-Bleckede, die im, Zuge der vom Landkreis beauftragten Machbarkeitsstudie im Raum stand.
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, stellt klar, dass es sich betrieblich und baulich um zwei getrennte Strecken handele, die aufgrund der Gleisanordnung im Bahnhof Lüneburg nicht durchgängig als eine Strecke befahren werden könnten. Daher sei eine Betrachtung als eine Strecke nicht möglich.
EKR Krumböhmer fragt, ob es ein hilfreiches Signal der Unterstützung in Richtung des Landes Niedersachsen wäre, wenn sich der Landkreis für die Reaktivierung der Bahnstrecke Lüneburg-Amelinghausen-Soltau ausspreche. Es wird über diesen Beschlussvorschlag abgestimmt.
KTA Hinners fragt nach dem Wegfall von Buslinien im Reaktivierungsfall. Aus diesem Grunde habe sich die Gemeinde Neetze gegen eine Reaktivierung ausgesprochen. Wirke sich das Votum der Gemeinde Neetze negativ für den Reaktivierungsprozess aus?
Herr Schülke, technischer Leiter der SInON, antwortet, dass SPNV kostenintensiv sei. Busse und Züge parallel fahren zu lassen, sei in einer Gesamtbetrachtung nicht sinnvoll. Es seien daher angepasste Buskonzepte notwendig. Die Machbarkeitsstudie sei von sechs wegfallenden Buslinien ausgegangen. Hierbei handele es sich um eine grobe Schätzung, die differenziert werden müsse, etwa nach schulbezogenen und allgemeinen Fahrten.
KTA Merz wirft ein, dass genau dies in Neetze zu Irritationen geführt habe. Busse und SPNV sollten nicht in Konkurrenz, sondern als sich ergänzend betrachtet werden.
Anlagen
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