Gemeinsam gegen Rechts!
Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Der Rechtsextremismusbeauftragte im Bildungs- und Integrationsbüro ist eine erste Anlaufstelle vor Ort im Landkreis für die Themen Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Bürger*innen, Initiativen, Vereine oder Schulen können sich an die Stelle wenden, wenn beispielsweise rechtsextreme Aktivitäten beobachtet wurden oder entsprechende Vernetzungs- und Fortbildungsbedarfe bestehen. Betroffene von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie beispielsweise Rassismus, können sich auch an die Antidiskriminierungsberatung im Landkreis Lüneburg wenden.
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für politische Bildung – Ausprägungen des RechtsextremismusLüneburger Netzwerk gegen RechtsNachschlagewerk zu Akteuren und Themen der extremen RechtenDie Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – Eine Gefahr für Betroffene und die Demokratie
Zivilgesellschaftliches Engagement und Bildungsarbeit sind zentrale Ansätze, um der extremen Rechten und der Ideologie der Abwertung und Ungleichheit von Menschen entgegenzutreten. Bei diesem Ziel unterstützt und vernetzt die neu geschaffene Stelle des Rechtsextremismusbeauftragten Zivilgesellschaft und Bildungsakteure.
Auch im Landkreis Lüneburg existiert Rechtsextremismus. Dieser tritt zum einen in der Gestalt extrem rechter Gruppen, wie Völkische Siedler oder Reichsbürger, auf. Zum anderen zeigt er sich ideologisch: immer dann, wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, Sexualität oder Geschlecht abgewertet werden. Rechtsextreme Ideologie gefährdet Einzelne im Konkreten und Demokratie im Allgemeinen.
Menschenfeindlichkeit: nicht nur in der extremen Rechten ...
Leider sind Abwertungen und Ungleichheitsvorstellungen von Menschen aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit auch in der „Mitte“ der Gesellschaft zu finden. Diese sogenannte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit beinhaltet beispielsweise Rassismus, Antisemitismus oder Sozialdarwinismus. Auch wenn es sich dabei um unterschiedliche Ausprägungen handelt und der jeweilige gesellschaftliche Kontext bedacht werden muss, teilen alle Phänomene die Annahme, dass Menschen von Natur aus ungleich sind, mehr oder weniger wert sind. In der extremen Rechten drückt sich gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Gewalt und der Vorstellung einer homogen-weißen Gesellschaft aus. Gleichzeitig erfahren Menschen aber auch aus der „Mitte" der Gesellschaft tagtäglich Abwertung, zum Beispiel durch Alltagsrassismus.

Aktuelle Veranstaltungen/Termine
28. November, 18 Uhr: Ein Jahr nach der Landtagswahl – ein Blick auf extrem rechte Parteien in Niedersachsen
Veranstaltungsort: online
Digitale Vortragsveranstaltung mit Dr. Christina-Marie Juen (Universität Oldenburg) und Andreas Speit (Fachjournalist) am 28.11.2023 um 18.00 Uhr über Zoom
Im Jahr 2022 haben die Ergebnisse der Niedersächsischen Landtagswahl für extrem rechte Parteien viele Menschen schockiert und aufgerüttelt. Der Stimmenzuwachs für extrem rechte Parteien ist seit dem stetig gestiegen, wie auch die jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen gezeigt haben. Noch immer werden „Unzufriedenheit“ und „Protestwahl“ in den Analysen des Wahlverhaltens oftmals genannt. Dabei kommen Einstellungsanalysen, wie beispielsweise die „Mitte-Studie“ 2023 der Friedrich-Ebert Stiftung („Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“) oft zu kurz. Doch wo stehen extrem rechte Parteien in Niedersachsen ein Jahr nach der Landtagswahl? Welche Themen und Strategien haben das letzte Jahr geprägt? Und wie wirken sich die Wahlergebnisse aus Bayern und Hessen sowie die anstehenden Wahlen 2024 in Thüringen, Sachsen, Brandenburg sowie die Europawahl auch auf Niedersachsen aus? Und welche Strategien von Politik und Zivilgesellschaft im Umgang mit extrem rechten Parteien haben sich bewährt?
Über diese und weitere Fragen wollen wir als Mobile Beratung Niedersachsen in einer digitalen Vortragsveranstaltung gemeinsam mit Dr. Christina-Marie Juen (Politikwissenschaftlerin Universität Oldenburg) und Andreas Speit (Fachjournalist mit Schwerpunkt extreme Rechte) sprechen.
Eine Anmeldung ist bis zum 23.11.2023 mit einer Mail an projektleitung@mbt-niedersachsen.de möglich. Der Teilnahme-Link wird am Tag der Veranstaltung verschickt.
2. Dezember, 10 bis 15:30 Uhr: Argumentation gegen rechte Parolen wie kann das gehen?
Veranstaltungsort: Ev. Familien-Bildungsstätte Uelzen: Bahnhofsweg 12+14, 29525 Uelzen
„Ich bin ja tolerant, aber…“!
Du hast dich nicht getraut einem rassistischen Spruch, den Du in der Schlange vor der Kasse im Einkaufszentrum gehört hast, zu entgegnen. Bei Familienfeiern, im Sportverein, in der Pause mit den Arbeitskolleg*innen…manchmal fallen Sprüche die dich einfach sprachlos machen. Sprüche wie: „In manchen Punkten hat die AfD einfach recht.“, oder „Wegen der ganzen Flüchtlinge in Deutschland sieht der Arbeitsmarkt für Deutsche einfach schlecht aus.“ Du hättest gerne den Mund aufgemacht, widersprochen, die rechten Parolen nicht einfach so stehen lassen.
Im Seminar „Argumentieren gegen rechte Parolen“ wollen wir üben, die Schrecksekunde zu überwinden, den Weg aus der Sprachlosigkeit zu gehen und Position zu beziehen. Unentschlossenen Menschen können wir damit ein Vorbild sein und die Stimmung in unserem Umfeld beeinflussen.
5. Dezember, 18 bis 19:30 Uhr: Mut zur Haltung – Sportvereine als Demokratieförderer
Zielgruppe: Vereinsvorstände, Sparten- und Übungsleiter*innen sowie interessierte Vereinsmitglieder
Veranstaltungsort: Am Schwalbenberg 18
Haben Sie schon mal rassistische Sprüche in der Umkleidekabine gehört? Sie kennen ein Vereinsmitglied, das sich in einer rechtsextremen Partei betätigt? Sie wollen das nicht akzeptieren, aber haben vielleicht Angst, dass es schlecht für den Verein ist, diese Vorfälle anzusprechen und eine Lösung finden?
Dann kommen Sie zu unserem Austauschtreffen, moderiert von Ñurka Casanova (KSB Lüneburg) und dem Rechtsextremismusbeauftragten des Landkreis Lüneburg, Dominique Haas.
Wann: Dienstag, 05. Dezember von 18 bis 19:30 Uhr
Wo: In den alten Räumlichkeiten des Bildungs- und Integrationsbüros (Am Schwalbenberg 18, 21337 Lüneburg)
Anmeldung: Bis 27.11.2023 unter Nennung des Sportvereins, Name, E-Mail-Adresse und evtl. spezifischen Interessen (freiwillig) per Mail an casanova@kreissportbund-lueneburg.de
Gemeinsam wollen wir diskutieren, wie wir als Mitglieder, Vorstände und Übungsleiter*innen mit rassistischem, diskriminierendem Verhalten und rechtsextremen Sprüchen bzw. Haltungen umgehen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wie können Sportvereine die Demokratie fördern? Wo gibt es aber auch Grenzen?
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!
14. Dezember, 18 Uhr: Antisemitische Esoterik, esoterischer Antisemitismus – Über den Zusammenhang von Antisemitismus, Esoterik und Verschwörungsideologien. Digitale Vortragsveranstaltung mit Helge Regner (RIAS)
Veranstaltungsort: online
Mit der Covid-19-Pandemie ist es zu einer Konjunktur antisemitischer Vorfälle gekommen, die bis heute fortdauert. Besonders augenfällig, aber auch erklärungsbedürftig sind dabei die Verbindungen zum esoterischen Milieu. Scheint es zwischen Antisemitismus und Esoterik auf den ersten Blick keine Berührungspunkte zu geben, beweist eine genauere Analyse das Gegenteil. Die meisten Auseinandersetzungen um die Verbindungen von Antisemitismus und Esoterik arbeiten sich allerdings häufig an den antisemitischen Ausfällen von Akteur:innen einer sog. Braunen Esoterik ab. Der Vortrag soll diese Perspektiven ergänzen und eine Kritik eines esoterischen Antisemitismus auf struktureller Ebene darstellen. So soll der Frage nachgegangen werden, warum Antisemitismus und Esoterik als ideologische Konzepte kompatibel sind und welche strukturellen Gemeinsamkeiten und Interferenzen die Phänomene aufweisen.
Helge Regner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Recherche und Informationsstelle (RIAS) Niedersachsen. Er hat in Hannover, Frankfurt am Main und Turin Politikwissenschaften studiert. Zu seinen Schwerpunkten gehören die politische Theorie und internationale Beziehungen, sowie die Analyse von Ideologien der Ungleichwertigkeit. Er ist zudem seit vielen Jahren in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätig.
Eine Anmeldung ist bis zum 11.12. 2023 mit einer Mail an projektleitung@mbt-niedersachsen.de möglich. Der Teilnahme Link wird am Tag der Veranstaltung geschickt.
Glossar der Extremen Rechten
Anastasia, Schetinin, LAIS – Die Extreme Rechte und Bildung
Rechtsextreme Ideologien und die Vorstellung einer biologisch homogenen und damit "reinen" Gesellschaft (siehe Völkische) setzen bereits im Kindesalter an. In sogenannten Alternativschulen wird Kindern und Jugendliche mal beigebracht, wie sich ein wahrhafter Mann zu verhalten, mal, dass es sich bei geisteswissenschaftlichen Schulfächern wie Geschichte um erfundene Wissenschaften handelt. Auch soldatische Ausbildung kann zum Bildungskanon dieser Schulen gehören. Auch wenn es sich – wie allgemein in der extremen Rechten – um ein breites Spektrum handelt, ist allen Ansätzen die esoterische Vorstellung gleich, dass Wissen bereits in Kindern durch Geburt eingelagert ist und dieses lediglich aktiviert werden muss. Auch sind viele dieser Ansätze von der Anastasia-Bewegung inspiriert. Diese Bewegung hat ihren Ursprung in den Schriften von Wladimir Megre über eine Fantasiegestalt in der Form eines blonden Mädchens, das ihr gottähnliches Wissen teilt. Die Anastasia-Bewegung vertrit auf der einen Seite den völkischen Gedanken einer "reinen" Gesellschaft (wedrussisch genannt), die durch die gottesähnliche Gestalt Anastasia legitimiert wird. Zum anderen werden völkischer Siedlungsprojekte angestrebt. Die von Michail Petrowitsch Schetinin ausgerufene Schetinin-Pädagogik ist der Versuch, die völkischen Ideen der Anastasia-Bewegung auch im Bildungsbereich umzusetzen. Im deutschsprachigen Raum versuchen beispielsweise die LAIS- und ISKA-Schulen diese Übertragung. Gleichzeitig wird dort, wo es institutionell möglich ist, auch auf Home Schooling gesetzt, um Kinder und Jugendliche der Regelschule zu entziehen.
Beitragsreihe zur Anastasia-Bewegung auf Endstation Rechts der Journalistin Andrea Röpke
Rechtsextremismus
Rechtsextremismus ist ein Sammel- und Oberbegriff für verschiedene rechte Strömungen und Ideologien, die sich auf Ungleichheitsvorstellungen von Menschen beziehen. Damit einhergehend vertreten und leben Rechtsextreme unter anderem rassistische, antisemitische und sozialdarwinistische Sichtweisen. Allen gemein ist die Ablehnung von Demokratie und die Abwertung von und Gewalt gegen Menschen, die nicht in das rechtsextreme Weltbild passen.
Nachschlagewerk der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Unterscheidung von Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus und Neonazismus
Rechtspopulismus
Unter Rechtspopulismus wird eine Strategie von Rechtsextremen verstanden, die spezifisch aktuelle Themen aus der sogenannten „Mitte“ der Gesellschaft aufgreifen. Diese Themen werden mit den Inhalten ihrer Ideologien verknüpft, um die vermeintliche Anschlussfähigkeit ihrer Ansichten bei einer breiteren Bevölkerung aufzuzeigen und Unterstützung für sich zu gewinnen. Es werden hierbei gezielt bestehende rassistische Vorurteile und Ideen von Ungleichheit bedient und eine „Wir“-Gemeinschaft in Abgrenzung zu vermeintlich „Anderen“ beschworen.
Nachschlagewerk der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Unterscheidung von Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus und Neonazismus
Völkische Siedler, Völkische
Unter Völkischen Siedlern werden verschiedene rechtsextreme Akteure zusammengefasst, die sich in ländlich geprägten Räumen niederlassen. Grundlage der völkischen Ideologie ist die Annahme, dass ein „Volk“ sich nur in dem ihm „angestammten Lebensraum“ in seinen „Charaktereigenschaften angemessen entfalten“ kann („Blut- und Boden“-Ideologie"). Es geht ihnen darum, die Einflussnahme auf Strukturen innerhalb der (Dorf-) Gemeinschaft durch aktives Engagement zu erlangen, ohne dabei von Beginn an ihre rechtsextremen Ansichten in die Öffentlichkeit zu tragen. Diese werden erst sichtbar gemacht, wenn ein Einfluss in den örtlichen Strukturen bereits gefestigt ist.
Nachschlagewerk der Bundeszentrale für politische Bildung