21.05.2007 - 20 Antrag der Kreistagsfraktion "Die Linke" vom 15...
Grunddaten
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Wortprotokoll
Diskussionsverlauf:
KTA Berisha erläutert zu dem Änderungsantrag seiner
Partei, dass sie sich grundsätzlich dem Antrag der Kreistagsfraktion Die Linke
angeschlossen habe, jedoch um zwei Änderungen bitte. Der Antrag der
Kreistagsfraktion Die Linke sei einseitig und grenze andere politische und
religiöse extremistische Aktivitäten aus.
Vors. Fricke bittet die bisherige Sachlichkeit
beizubehalten.
KTA Venderbosch betont, seine Fraktion stehe hinter den
Grundlagen des Grundgesetzes. Demokratische Parteien hätten unterschiedliche
politische Ziele und verschiedene Vorstellung darüber, wie Gesellschaft
gestaltet werden solle. Dies sei in einer lebendigen Demokratie durchaus
normal, aber abseits von allen politischen Auseinandersetzungen verbinde sie
die Bejahung der Menschen- und Bürgerrechte wie sie im Grundgesetz verankert
seien. Er vertritt die Auffassung, dass alle Demokraten ebenso wie alle
Rechtsextremisten zusammenhalten müssen. Seine Fraktion begrüße es, dass in
Lüneburg viele engagierte Gruppen und Organisationen den Rechtsextremismus
durch vielfältige Aktionen aktiv bekämpfen. Es gebe aber immer wieder
rechtsextremistische Gruppen, die in Lüneburg Aufmärsche durchführen wollen
würden. Daher habe seine Fraktion unmittelbar nach Bekanntwerden eines
Neonazi-Aufmarsches in Lüneburg eine Resolution gegen Rechtsextremismus auf den
Weg gebracht. Dabei habe er sich an den vom Deutschen Gewerkschaftsbund
vorgeschlagenen Text gehalten. Alle anderen Fraktionen hätten betont, sich
einer solchen Resolution anschließen zu wollen.
Eine Resolution, in der allgemein von Extremismus gesprochen
werde, könne seine Fraktion allerdings nicht mittragen. Mit dem Begriff
Extremismus würden politische Einstellungen auf eine gemeinsame, nicht
miteinander vergleichbare Stufe, gestellt. Er bittet alle Abgeordneten, denen
es um die Bekämpfung des Rechtsextremismus gehe, dem Antrag seiner Fraktion
zuzustimmen.
KTA Barufe sagt, ihm sei bekannt, dass sich der
Kreisausschuss bemüht habe, einen Konsens über alle Parteien hinweg zu finden
und sich gegen jede Form von Extremismus zu wehren. Er hält den im
Kreisausschuss gefundenen Kompromiss für sinnvoll.
KTA Heinrichs macht deutlich, dass er dem vorliegenden
Antrag nicht zustimmen könne. Er vermisse auch eine klare Absage gegen den
Linksradikalismus.
KTA Dörbaum vertritt die Auffassung, der im
Kreisausschuss gefundene Text sei eine gute Basis für eine Resolution. Es sei
letztlich darum gegangen, sich sowohl gegen rechtsextremistische Bewegungen
oder Aktionen, wie auch gegen extremistische Aktionen auszusprechen. Anlass für
die Resolution seien zwei Anmeldungen aus dem rechtsextremistischen Bereich in
der Stadt Lüneburg und der Gemeinde Adendorf gewesen. Daher sei es richtig
gewesen, zunächst eine Resolution zu verfassen, die sich gegen
rechtsextremistische Aktionen gerichtet habe. Nach Absage der Aktionen habe
partei- und fraktionsübergreifend Einigkeit bestanden, eine Resolution zu
verfassen, die über Jahre sowohl in Kreistag als auch im Lüneburger Stadtrat
getragen werde, um sich gegen radikale extremistische Aktivitäten aussprechen
zu können. Diese Formulierung habe der Kreisausschuss nach Auffassung von KTA
Dörbaum gefunden.
KTA Venderbosch gibt folgende persönliche Erklärung ab:
„Ich finde es unredlich, wenn ich hier als populistisch bezeichnet werde.
Als Populist bezeichnet man jemanden, der versucht Mehrheiten zu erlangen, um
die Menschen- und Bürgerrechte abzuschaffen. Das ist mitnichten der Fall. Wir
stehen fest auf dem Boden des Grundgesetzes, bekennen uns zu den Menschen- und
Bürgerrechten. Daran kann kein Zweifel bestehen. Und ich finde es unredlich,
wenn hier versucht wird, das anders darzustellen. Es gibt Leute in unserer
Partei, das ist ihr gutes Recht, die treten für den Sozialismus ein. Es gibt
andere Leute, die wollen aufgrund der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung
Veränderungen erlangen. Aber das alles spielt sich im Rahmen des Grundgesetzes
ab und es gibt für mich gar keinen Zweifel, dass die Linke hier fest auf dem
Boden des Grundgesetzes steht und ich verwahre mich gegen alle Angriffe dieser
Art.“
KTA Staudte macht darauf aufmerksam, dass die
Deutschen eine besondere Verpflichtung hätten, sich gegen Rechtsextremismus zu
engagieren.
KTA Althusmann betont, dass das nach 1945 von der
damaligen Generation aufgebaute Grundgesetz weder von linken noch von rechten
Feinden dieser Verfassung in irgendeiner Weise gefährdet werden dürfe. Er
betont, dass die CDU fest auf dem Fundament des Grundgesetzes stehe und eine
lange Tradition habe, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus reiche. Der
Zulauf der Partei Die Linke sei für ihn nicht nachvollziehbar, zumal die
Wurzeln nicht in der Demokratie zu finden seien. Er führt an, dass sowohl
Rechts- als auch Linksextremisten im Landkreis Lüneburg keine Chance gelassen
werden dürfe. Er bedauert, dass in der vorliegenden Fassung der Resolution eine
stärkere Heraushebung von Links- und Rechtsextremismus nicht gelungen sei. Er
ruft alle Abgeordneten zum Mitmachen auf, bittet dabei aber die eigene
Identität nicht zu verschleiern.
KTA Zimmermann schlägt vor, wie in dem Änderungsantrag
vom 14.05.2007 aufgeführt, in der Beschlussempfehlung des Kreisausschusses den
Begriff Rechtsextremismus gegen Extremismus auszutauschen. Dadurch erhalte man
eine allgemeine Resolution, die auch für die Zukunft Gültigkeit habe.
KTA Venderbosch gibt folgende weitere persönliche
Erklärung ab: „Ich möchte mich nocheinmal gegen Vorwürfe verwahren, die
mich hier in eine nicht demokratische Ecke stellen wollen. Die Linke ist und
bleibt fest mit dem Grundgesetz verbunden. Wir finden es auch eine
Ungeheuerlichkeit, dass die CDU, die im Osten die beiden Blockparteien Ost-CDU
sowie die demokratische Bauernpartei vollkommen unkritisch übernommen haben,
uns hier derartige Vorwürfe macht. Das finde ich eine Ungeheuerlichkeit. Wir
stehen fest zur Gewaltenteilung, zu den Menschen- und Bürgerrechten und wir
verwahren uns gegen so etwas. Und ich habe meine Gründe genannt, warum wir den
Begriff Extremist nicht mittragen können, da mögen andere Leute anderer
Auffassung sein. Aber uns hier als Nichtdemokraten darzustellen, das finde ich
eine Ungeheuerlichkeit.“
KTA Kamp sagt, dass hier eine Diskussion geführt
werde, die der Resolution nicht würdig sei. Er vertritt die Auffassung, alle
Abgeordneten würden sich als Demokraten verstehen und die Resolution daher
gemeinsam verabschieden.
Vors. Fricke stellt fest, dass die Beschlussempfehlung
des Kreisausschusses der weitestgehende Antrag sei. Über die Änderungsanträge
sei anschließend abzustimmen.
Es folgt die Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
Kreisausschusses vom 07.05.2007, die mehrheitlich beschlossen wird (siehe unter
„Beschluss“).
Abstimmung über den Änderungsantrag der UWL / Bündnis Rechte
vom 14.05.2007:
- „Der
Kreistag Lüneburg verpflichtet sich, im Rahmen seiner Möglichkeiten, alle
erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um jeder Art von gewalttätigen
politischen und religiösen extremistischen Aktivitäten entgegenzuwirken.
- Das
Wort „Rechtsextremismus“ ist generell gegen
„Extremismus“ auszutauschen.“
Abstimmungsergebnis: 1 Ja, 50 Nein
Der Änderungsantrag ist somit abgelehnt.
Abstimmung über den Änderungsantrag der Kreistagsfraktion Die
Linke vom 18.05.2007:
- „Der
Kreistag verurteilt das Auftreten von Neonazis im Landkreis Lüneburg. Das
Auftreten solcher Gruppierungen in der Öffentlichkeit ist gegen unser
freiheitlich und demokratisch verfasstes Gemeinwesen gerichtet und daher
eine Herausforderung für alle Demokraten.
- Der
Kreistag erklärt, dass Parteien und Gruppierungen, die durch ihr Programm
und Auftreten oder durch dumpfe Appelle an die Ängste der Menschen
Rassismus schüren oder Gebietsansprüche an unsere europäischen
Nachbarländer stellen und damit den Boden unserer Verfassung und unserer
gemeinsamen demokratischen Überzeugungen verlassen, in der Region Lüneburg
unerwünscht sind. Für Feinde der Demokratie darf es keine Toleranz geben.
Sie müssen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden.“
Abstimmungsergebnis: 9 Ja, 42 Nein
Der Änderungsantrag ist somit abgelehnt.
-4-
Beschluss
Beschluss:
Es wird folgende Resolution beschlossen:
1. Der Kreistag
verurteilt das Auftreten von Neonazis im Landkreis Lüneburg. Das Auftreten
solcher Gruppierungen in der Öffentlichkeit ist gegen unser freiheitlich und
demokratisch verfasstes Gemeinwesen gerichtet und daher eine Herausforderung
für alle Demokraten.
2. Der Kreistag erklärt,
dass Parteien und Gruppierungen, die durch ihr Programm und Auftreten oder
durch dumpfe Appelle an die Ängste der Menschen Ausländerfeindlichkeiten
schüren und damit den Boden unserer Verfassung und unserer gemeinsamen
demokratischen Überzeugungen verlassen, in der Region Lüneburg unerwünscht
sind. Für Feinde der Demokratie darf es keine Toleranz geben. Sie müssen mit
allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden.
3. Der Kreistag ist der
festen Überzeugung, dass der Kampf gegen Extremismus kein Thema streitiger
Parteipolitik ist und sein darf. Wir fordern daher alle Bürgerinnen und Bürger
unserer Region, alle Verbände, Vereine und Gesellschaften, die Kirchen, die
Gewerkschaften und die demokratischen Parteien auf, sich unmissverständlich auf
die Seite der Demokraten zu stellen und alles in ihrer Macht stehende zu tun,
um insbesondere dem Rechtsextremismus den Boden zu entziehen.
4. Der Kreistag des
Landkreises Lüneburg fordert die Verwaltung auf, mit allen Mitteln der
rechtsstaatlichen Ordnung den verschiedenen Aktivitäten extremistischer Organisationen
entgegenzutreten.