Berichtsvorlage - 2008/043
Grunddaten
- Betreff:
-
Antrag der Kreistagsfraktion von Bündnis´90/Die Grünen vom 12. März 2008;"Power-Boot Veranstaltung vom 22. bis 25. Mai 2008 zwischen Dömitz (Elbkilometer 504) und Geesthacht (Elbkilometer 584)"
- Vorlageart:
- Berichtsvorlage
- Federführend:
- Fachbereich Bauen und Umwelt
- Bearbeitung:
- Claudia Mentz
- Verantwortlich:
- Bartscht, Stefan
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Umweltschutz, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Agenda 21 u. Verbraucherschutz
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Kenntnisnahme
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31.03.2008
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Erledigt
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Kreisausschuss
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Entscheidung
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02.07.2008
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Erledigt
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Kreistag
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Entscheidung
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05.05.2008
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Erledigt
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Ausschuss für Umweltschutz, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Agenda 21 u. Verbraucherschutz
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Kenntnisnahme
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02.07.2008
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Die
Kreistagsfraktion von Bündnis´90/Die Grünen beantragt folgende Beschlussfassung
durch den Kreistag:
„Der
Landkreis Lüneburg appelliert an den Bundesminister für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung, Herrn Wolfgang Tiefensee, für die Elbe eine
Geschwindigkeitsbegrenzung für Motorsportboote von 20km/h zu erlassen und das
geplante Powerboot-Rennen zwischen Geesthacht und Dömitz am 24.Mai 2008 zu
verhindern.“
Ergänzender
Beschlussvorschlag, Stand 10. Juni 2008:
Der Ausschuss berät über weitere Schritte im Zusammenhang mit
der ehemals geplanten Powerbootveranstaltung vom 22. bis 25. Mai 2008 auf der
Elbe.
Sachverhalt
Sachlage:
Begründung
der Kreistagsfraktion von Bündnis´90/Die Grünen zum Antrag vom 12. März 2008:
„Nach
Angaben im Internet ist in der Zeit vom 22. bis 25. Mai 2008 von
Motorsportfreunden ein Power-Boot-Treffen in Dömitz an der Elbe geplant. In
diesem Rahmen soll am 24.05.2008 eine als „Poker-Run-Germany 2008“
bezeichnete Motorbootsternfahrt zwischen Dömitz (Elbkilometer 504) und
Geesthacht (Elbkilometer 584) und zurück durchgeführt werden. Das Wasser- und
Schifffahrtsamt Lauenburg bestätigte dies. Außer diesen beiden Häfen sollen auf
der Strecke die Stationen Lauenburg und Bleckede mit den Booten angefahren
werden. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg hat dieses Motorbootrennen
mit schifffahrtspolizeilicher Erlaubnis Nr. 001/2008 genehmigt.
Der
so genannte „Poker-Run-Germany“ wurde in den vergangenen Jahren auf
dem Rhein ausgetragen. Nach unseren Informationen hat die für den Rhein
zuständige Genehmigungsbehörde die Austragung dieses Rennens für 2008 nicht
mehr genehmigt. Die Veranstalter sind deshalb an die Elbe ausgewichen. Ihrer
Internetseite ist zu entnehmen, dass inzwischen 64 Motorboote für dieses Rennen
gemeldet sind und die Teilnehmerliste geschlossen wurde. Die bei solchen Rennen
eingesetzten Powerboote oder Speedboote sind besonders stark motorisiert und
erreichen Geschwindigkeiten von über 120 km/h.
Der LK darf nicht hinnehmen, dass sich eine kleine Anzahl
Motorsportler mit ihren Hochgeschwindigkeitsbooten an der Elbe ansiedeln, weil
sie auf anderen Flüssen nicht mehr willkommen und geduldet sind. Auf die
Menschen an der Elbe würden nur Nachteile durch diese Extremsportler zukommen,
der Naturraum würde erheblich belastet werden.
Der Bund hat es bisher versäumt eine Geschwindigkeitsbegrenzung
für Sportmotorboote an der Elbe festzulegen. Die Elbe ist die einzige
Bundeswasserstrasse im Bereich der WSD-Ost, wo bisher keine
Geschwindigkeitsregelungen festgesetzt wurden.
Die
möglichen Folgen dieser Veranstaltung betreffen sowohl den naturnahen Tourismus
der Elbregion als auch den Naturraum und seine Lebewelt selbst.
Zum
Einen geht von diesen Booten eine hohe Lärmbelastung aus. Lärm und Wellenschlag
können zu erheblichen Störungen des Naturraums, insbesondere der Vogelwelt in
der Brut- und Aufzuchtzeit führen. Insbesondere dadurch, dass eine Art
„Schnitzeljagd“ geplant ist und die Boote daher den Uferbereich
mehrmals anfahren, ist eine extreme Störung während der Brutzeit zu erwarten.
Noch
einschneidendere Folgen kann das geplante Anfahren der Ufer- und Buhnenbereiche
für die Brut- und Aufzuchthabitate der Elbfische haben. Gerade die
strömungsberuhigten Bereiche der Buhnenfelder spielen in der Fortpflanzungsbiologie
vieler Fischarten eine herausragende Rolle. Das Anfahren dieser Bereiche mit
Motorbooten kann Sedimentumlagerungen verursachen. Die Folgen daraus sind
vielgestaltig:
1. Indirekte Folgen können die Zerstörung von
Laichräumen und die Erstickung von Fischbrut sein.
2. Eine generelle Störung von Brut- und
Aufzuchträumen der Elbfische.
3. Durch die Sedimentumlagerungen kann es zur
Mobilisierung von Schadstoffdepots kommen, welche dann in die Nahrungskette
gelangen.
Weiterhin ist eine direkte Schädigung von larvalem und
juvenilem Fischnachwuchs durch die Motoren der Boote zu befürchten.
Mit Beeinträchtigungen für Elbanwohner und -besucher,
nichtmotorisierte Wassersportler, Angler und Erholungssuchende durch dieses
Bootsrennen und weitere Privatrennen während des viertägigen Treffens ist
sicher zu rechnen. Die Elbe wird auf diesem Abschnitt auf beiden Seiten von
Schutzgebieten nationaler und internationaler Bedeutung gesäumt. Die Elbtalaue
ist auf niedersächsischer Seite als Biosphärenreservat gesetzlich geschützt,
die Flächen sind bei der EU-Kommission als Vogelschutz- und als FFH-Gebiete
gemeldet. Es ist kaum vorstellbar, dass eine solche Veranstaltung, die einen so
wertvollen Naturraum tangiert, ohne naturschutzrechtliche Genehmigung und ohne
FFH-Verträglichkeitsprüfung zugelassen werden kann. Eine derartige
Veranstaltung steht einerseits grundsätzlich den Intentionen eines
Großschutzgebietes und andererseits der Erwartungshaltung der Besucher der
Elbregion entgegen. Zudem ist eine Beeinträchtigung der Beliebtheit des
Elberadweges (beliebtester Fernradweg Deutschlands) nicht auszuschließen.
Daher sollte der Landkreis initiativ werden und gemeinsam mit
den anderen Anrainer-Landkreisen auf die Bundesregierung einwirken.“
Erläuterung der Verwaltung:
Nach dem die Verwaltung am 7. März 2008 durch einen Artikel in
der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ)
Kenntnis davon erhalten hat, dass am 24. Mai 2008 das Power-Boot-Rennen
zwischen Geesthacht und Dömitz stattfinden soll, wurden am 11. März 2008
- Herr
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel,
- Herr
Minister für Umwelt und Klimaschutz Hans-Heinrich Sander,
- die
umweltpolitischen Sprecher der Niedersächsischen Landtagsfraktionen,
- die
Biosphärenreservatsverwaltung, Herr Dr. Johannes Prüter sowie
- die
Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lauenburg, Frau Bettina Kalytta
angeschrieben und zum Ausdruck gebracht, dass aus Sicht des
Landkreises Lüneburg eine solche Veranstaltung nicht mit den Zielen des
Biosphärenreservates Elbtalaue vereinbar sei. Die Anschreiben sind in der
Anlage beigefügt. Zuständig für die
Genehmigung nach dem Bundeswasserstraßengesetz ist das Wasser- und
Schifffahrtsamt Lauenburg als Bundesbehörde. Aus Sicht der Verwaltung wurde
damit durch den Landkreis Lüneburg alles unternommen, um die Veranstaltung zu
verhindern. Weitere Handlungsmöglichkeiten werden nicht gesehen.
Ergänzende Sachlage, Stand 28. März 2008
Aufgrund der von der Verwaltung verfassten Anschreiben an den
o. g. Personenkreis erhielt die Verwaltung nunmehr zwei Antwortschreiben
- der
FDP Landtagsfraktion, MdL Christian Dürr sowie
- der
Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue an das Wasser-
und Schifffahrtsamt Lauenburg, Frau Bettina Kalytta,
die in der Anlage zur Kenntnis übersandt werden.
Ergänzende
Sachlage, Stand 10. Juni 2008:
Aufgrund des Kreistagsbeschlusses vom 5. Mai 2008 werden
folgende Personen in die Ausschusssitzung eingeladen:
- Herr
Steinhoff, stellvertretender Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung,
- Herr
Schlemann, Kreisnaturschutzbeauftragter und Tourismusexperte,
- Frau
Kalytta, Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg.
Die drei Berater sollen zu Rechtsfragen sowie zu Aspekten aus
Umweltgesichtspunkten, Wirtschaft und Tourismusförderung für Fragen zur
Verfügung stehen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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