Niedersächsische Landkreise fordern statt Lippenbekenntnissen effektive Maßnahmen zum Wolfsmanagement
Auf Einladung von Landrat Heiko Blume (Landkreis Uelzen) haben elf Landkreise aus Regionen mit einer besonders hohen Wolfspopulation heute mit Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer über das Wolfsmanagement gesprochen und Resolutionen überreicht. An dem Gespräch nahmen auch Vertreter des Niedersächsischen Landkreistages (NLT) teil.
„In vielen Bundesländern sind Wolfsangriffe auf Weidetiere eine große Sorge der Tierhalter und verunsichern die Bevölkerung. In Niedersachsen ist er darüber hinaus eine Gefahr für über eine Million Menschen, weil er die Deichsicherheit gefährdet“, begründete der Hauptgeschäftsführer des NLT Hubert Meyer das Treffen mit dem Umweltminister. „Bisher lassen Bundes- und Landespolitik sich für Maßnahmen feiern, die alle vor Gericht scheitern. Das gilt auch für die vorgeblichen Abschusserleichterungen einzelner Problemwölfe durch Bundesumweltministerin Lemke, die vor dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht keinen Bestand hatten. Das kann so nicht weitergehen“, so Meyer weiter.
Zwischen den Vertretern der Landkreise bestand Einvernehmen, dass angesichts des erreichten Erhaltungszustandes der früher gefährdeten Art nunmehr dringend Handlungsbedarf für eine aktive Wolfspolitik bestehe.
„Die Menschen in unseren Dörfern sind in großer Sorge. Wölfe laufen tagsüber durch die Straßen und bewegen sich direkt hinter Kindergärten – wie zuletzt in Wriedel im Landkreis Uelzen. Bloße passive Schutzmaßnahmen wie Zäune für Schafherden und Entschädigungsleistungen nach Wolfsrissen reichen daher nicht mehr. Die niedersächsischen Landkreise erwarten von der Politik in Brüssel, Berlin und Hannover rechtssichere, praktikable Regeln für ein gezieltes Wolfsmanagement“, stellte Landrat Blume fest.
„Die Deichsicherheit ist gefährdet, wenn die Schäfer nicht weiterhin bereit sind, Schafherden auf den Deichen weiden zu lassen. Diese Sorge muss als Alarmsignal ernst genommen werden“, ergänzte Landrat Holger Heymann (Landkreis Wittmund) als Vertreter der Küstenkreise an der Nordsee und an der Elbe.
„Die Glaubwürdigkeit der Politik steht auf dem Spiel. Bisher sind in Deutschland den Worten über das Ernstnehmen der Sorgen der Schäfer und anderer Tierhalter keine Taten gefolgt. Bundesministerin Lemke und die Niedersächsische Landesregierung sind aufgerufen, endlich rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur auf dem Papier stehen. Es geht uns nicht um punktuelle Schnellabschüsse. Ein Bestandsmanagement setzt verlässliche Regelungen im Europäischen Recht voraus. Auf völliges Unverständnis stößt bei uns, dass die Bundesumweltministerin dem Vernehmen nach einen Vorstoß auf Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene blockiert. Wir erwarten von Bundesministerin Lemke, dass sie in Brüssel in dieser Frage nicht als Bremserin auftritt, sondern sich massiv für eine den Realitäten gerecht werdende Einstufung des Wolfes und damit für eine Herabstufung des Schutzstatus engagiert“, forderten Hubert Meyer, Heiko Blume und Holger Heymann gemeinsam.
An dem Treffen nahmen neben Umweltminister Meyer, NLT-Hauptgeschäftsführer Meyer, dem gastgebenden Landrat Blume und Landrat Heymann zudem die Landräte Jens Böther (Landkreis Lüneburg), Jens Grote (Landkreis Heidekreis), Tobias Heilmann (Landkreis Gifhorn), Olaf Meinen (Landkreis Aurich), Marco Prietz (Landkreis Rotenburg (Wümme)) und Kai Seefried (Landkreis Stade) teil. Der Landkreis Friesland war durch Dezernent Martin Dehrendorf vertreten, der Landkreis Celle durch Ersten Kreisrat Gerald Höhl und der Landkreis Harburg durch Ersten Kreisrat Josef Nießen.
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